Es ist der Wahnsinn! Da buche ich mir eine Tour auf Fraser Island und weiß, dass diese Insel mit 123 km Länge die größte Sandinsel der Welt ist und hab gar keine Vorstellung, was mich da wirklich erwarten könnte. Und dann bin ich fasziniert, begeistert, schüttel mit dem Kopf, klappe die Kinnlade runter, bin verblüfft und schockiert, alles mit einem Mal zusammen, als ich hier auf die Insel komme. Wir steigen hier nach der Fähre in einen 4WD-Bus ein und ich dachte immer, die brauchen den Bus für den Strand, wenn wir am 75-Mile-Beach entlangfahren. Aber: die 4WDs brauchen wir für die Insel!
Es gibt hier keine normalen Straßen, es ist hier alles Sand, tiefe und teilweise schmale Sandwege oder besser Sandstraßen. Teilweise mit so tiefem Sand, ich würde mir da nicht trauen zu fahren. Ich hätte Angst, ich bleibe da stecken. Es ist so irre! Und da fährt so ein Busfahrer mit einem riesigen Bus da einfach locker durch und bringt uns da über viele Kilometer zum McKenzie-Lake, es waren bestimmt so 15 km oder viel mehr. Wir sind da durch den Bus rumgesprungen, wenn der Bus durch die Löcher fuhr, es war irre!
Aber nun erst mal der Reihe nach. Heute Morgen wachte ich schon vor halb 6 mal auf und war verblüfft, als ich die Augen öffnete. Vor meinem Fenster gabs ein Himmelsschauspiel. Die Sonne ging auf! Aber ich hatte ja noch ein Stündchen zum Schlafen. Nach dem späten Einschlafen und einer komischerweise unruhigen Nacht drehte ich mich noch mal um.

7:15 Uhr stand ich dann am Bus vor dem Motel. Noch ein bissel Einsammeln von anderen Fahrgästen und schon gings auf die Fähre.


55 Minuten Überfahrt, drüben dann nach der Ankunft Sortieren der Gäste nach den jeweiligen Touren, ab in den richtigen Bus. Ich lugte schon, da der Beifahrersitz offensichtlich frei war, wollte ihn aber nicht ohne zu fragen okkupieren. In der normalen ersten Reihe war noch ein Platz frei, den sicherte ich mir erst mal – und fragte kurz darauf den Busfahrer. Klar, darf ich! Schwupps, saß ich wieder auf der Pole-Position – und erlebte alles hautnah und direkt mit, was da auf der Straße, oder eher in dieser Sandspur vor mir, losging. Andererseits wars mir ein kleines bissel peinlich. Erst setze ich mich neben einen Herrn auf den freien Platz, dann hau ich einfach wieder ab. Aber es war völlig ok für ihn.
Und gleich nach der Abfahrt dann die oben beschriebene Situation, die tüchtig lange anhielt.

Ein paar Sachen zu Fraser Island. Wie schon gesagt, die Insel ist zwischen Sandy Cape im Norden und Hook-Point im Süden 123 km lang und sie ist 1840 km² groß. Sie hat 42 Süßwasserseen und das längste Küstendünensystem der Welt. Außerdem hat die Insel 1500 km Sandspuren, die befahrbar sind!

Die Insel ist wirklich aus Sand, der sich an einigen Stellen an Steinen oder Felsen abgelagert hat. Und dieser Sand soll aus der Antarktis kommen! Das haben Forscher zumindest festgestellt. Verblüffend für mich ist jedoch, dass jährlich noch immer 300.000 m³ Sand überwiegend auf der Ostseite auf der Insel abgelagert werden. Auf 123 km merkt man das sicher nicht gleich, das verteilt sich ganz gut.
Unser erstes Ziel war der Lake McKenzie, einer der größten Süßwasserseen der Insel und ein Traum! Er soll das mit am meisten fotografierte Motiv der Insel sein, kann ich mir echt vorstellen.

Weißer feiner Sand am Strand und einige Meter bis ins Wasser rein, kristallklares und weiches Wasser, subtropische Vegetation rundum. Dann noch die Sonne, der Himmel und Urlaub! Ich war im See baden, das Wasser war auffallend weich und angenehm.
Der Lake McKenzie ist ein schwebender See. So etwas hatte ich vorher noch nie gehört. Es entsteht durch Sandverwehungen ein Loch, dort fallen alle möglichen organischen Stoffe der Natur hinein und bilden mit Regenwasser den sogenannten Kaffee-Stein. Auf diesem sammelt sich wieder Regenwasser und kann aber durch den Kaffee-Stein diffundieren. Das Wasser sammelt sich dadurch unter dem See und kann durchaus 100 Jahre brauchen, bis es wieder mal an die Oberfläche tritt.

Wir hatten zwar nur eine Stunde, aber in der Vor-Mittagszeit ist die Menge der Sonneneinstrahlung da auch ausreichend. Die Veranstalter planen da mit sehr viel Vernunft.
Dann wieder rein in den Bus – aber eigentlich ist es ein umgebauter MAN-Truck – und weiter auf der Sandspur. Ich war ja überrascht, dass man sich auf der Insel einfach so einen 4WD leihen kann und die Insel auf eigene Faust erkunden darf. Nach dem was ich da so erlebt habe, würde ich das wirklich lieber lassen. Dass es aber echt reizen würde, ist dabei eine andere Frage. 😉

Unser nächstes Ziel war zunächst die Central Station. Das ist eigentlich die frühere Station des Forstamtes. Es gab dort den Boardwalk am Wanggoolba Creek. Es war sehr interessant, welche Bäume hier wachsen und wie leise der glasklare Wanggoolka floss.
Auch gab es hier Riesenfarne, die nur hier so groß wachsen.
Es war ein erholsamer Spaziergang nach so langer Sitzezeit im hopsenden Bus.
Danach habe ich mitgekriegt, dass der Herr, neben dem ich erst saß, sogar Deutscher ist und mit seinen beiden erwachsenen Kindern hier auf der Tour ist. Wir mussten dann doch lachen über meinen Umzug auf die Pole-Position. Und ich verbrachte dann bei den Ausstiegen die Zeit meist mit den Dreien bzw. immer mal schwatzend mit Einem von ihnen.

Dann fuhren wir zum Eurong Beach Resort fürs Mittagessen. Da haben die doch echt an einem der schönsten Plätze der Insel in den 70-gern so ein Beach-Resort aus der Erde gestampft. Gut, es gab Büffet, einfach, aber einigermaßen reichlich, dazu kühles Wasser gratis.
Wir kamen ziemlich spät dort an, weil sich so ein privater 4WD-Fahrer mitten auf der „breiten Avenue“ festgefahren hatte. Klar, kann passieren, aber wenn man doch eigentlich Profis im Fahren hat, sollte man die das doch machen lassen. Es gab Stau – im Nirgendwo, wo sich nur eine sehr begrenzte Anzahl von Fahrzeugen auf so einer ganzen Insel begegnen können. Warum auch immer dauerte es ein bissel, bis die Möglichkeit gefunden wurde, den Stauverursacher zu umfahren. Unser Busfahrer leistete Millimeterarbeit, weil ja so kleine Buchten nicht für diese Riesendinger gemacht sind.
Nach dem Mittagessen gings auf den 75-Mile-Beach. Der heißt so, weil er so lang ist! 75 Meilen sind genau 120,7 Kilometer und diese kleine Differenz zur Insellänge ist nur bedingt durch den Indian Head, den höchsten Berg der Insel, der die Straße nach 95 km kurz unterbricht.

Dieser 75 Mile Beach ist eigentlich viel mehr als nur Beach. Eigentlich ist es eine Road. Der 120 km lange Strand ist Teil des öffentlichen Straßennetzes Australiens, er ist offiziell Teil des Highways Nr. 1. Der umrundet ganz Australien und ist mit 14.000 km die längste Nationalstraße der Welt. Die 75 Mile Beach Road wird nur durch das Meer vom Festlandhighway getrennt. Und es gibt keine Asphaltierung, keine Markierungen, keine Leitplanken oder Leitpfosten. Nur immer mal eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Wirklich! Da stehen am Strand echt Verkehrsschilder mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 bzw. an manchen Stellen auch auf 30 oder 40. Und unser Fahrer hält sich auch daran. Er ist echt mal knapp über 80 gefahren – auf einem Strand!

Der Strand oder diese Straße ist total plan. Durch die Flut wird die Straße jeden Tag wieder glattgezogen und sie hat einen festen glatten Untergrund. Das hatte ich ja schon in Kingston zum ersten Mal gesehen, dass der Strand richtig glatt zum Fahren ist. Also keinerlei Instandhaltungskosten! 😉

Der Strand ist jedoch nicht nur Straße. Er ist auch Landeplatz für leichte Verkehrsflugzeuge. Also müssen die Autofahrer auch immer mal nach oben und hinten schauen, dass sie den Flugzeugen freie Landebahn ermöglichen.

Allerdings war heute bei Ebbe diese Straße auch extrem breit, ich vermute mal bis zu 50 Meter. Also keinerlei Problem. Dennoch, die Autos fahren ordnungsgemäß nicht nur in der richtigen Geschwindigkeit sondern auch auf der richtigen Seite. Linksverkehr! Und beim Wenden oder „Abbiegen“ blinkt der Busfahrer auch ordnungsgemäß – auch wenn kilometerweit kein Fahrzeug zu sehen ist. Die Eurong-Polizei kontrolliert auch immer mal. Die Insel hat wirklich ihre eigene Polizeistation am Strand. Und die Bußgelder sollen wohl in den Ferien, wenn die Insel deutlich voller ist als heute, doppelt so hoch sein wie normal.
Allerdings soll es täglich wohl eine zweistündige Vollsperrung dieses Highways geben. Wenn die Flut da ist, wird der Sand weich. Deshalb sperrt man dann bestimmte Abschnitte. Aber der Busfahrer sagte, im Bereich der Sehenswürdigkeiten ist am Rand genügend Platz zum Fahren. Der Highway ist dann eben mal ein bisserl schmaler. Aber Festfahren im falschen Moment oder Parken zu nah am Wasser kann dennoch echt gefährlich werden.
Außerdem müssen sich Autofahrer und Flugzeuge die Bahn auch noch mit Tieren und Anglern teilen. Also multifunktional diese 75 Meilen.
Wir fuhren erst mal so ca. 30 Kilometer bis zu den Pinnacles Coloured Sands. Das ist eine „Felsformation“, die allerdings nur aus fest zusammengepresstem Sand besteht, der durch die unterschiedlichen Mineralgehalte farbig ist. Es sind 25 verschiedene Mineralien gefunden worden und 72 verschiedene Farbschattierungen. Toll, welche Formen und Farben durch Sand entstehen können.


Es war unser erster Stopp am Strand und da mussten wir doch wirklich erst mal das Wasser ausnutzen. Rein mit den Füßen! Dieser Strand ist wieder einer dieser riesigen Verschwendungen. Da hat man so einen traumhaft schönen Sandstrand und kein Mensch geht baden! Die Strömungen sind zu stark und die Haie, Quallen und anderes Getier! Okay, aber die Füße dürfen 😉
Der Busfahrer mahnt zur Pünktlichkeit. Ja wir sind ja voll in der Zeit…
Als nächstes halten wir am Schiffswrack an. Die „S.S. Maheno“ liegt schon fast 100 Jahre am Strand des 75 Mile Beach. Das war einst ein 133 m langer Luxusdampfer, der 1905 in Schottland gebaut wurde und die Schiffspassage zwischen Australien und Neuseeland bediente, manchmal auch nach Tasmanien. Sie hielt sogar den Rekord für die Tasmanienstrecke, der 25 Jahre lang bestand! Es hatten 400 Personen auf sechs Decks Platz.

Im 1. Weltkrieg wurde es zum Schiffslazarett umgebaut und in Europa eingesetzt, um Verletzte zu pflegen. Danach wurde es wieder überholt und fuhr wieder die Tasmanienstrecke. 1935 sollte es eigentlich ausgemustert werden und in Japan verschrottet werden. Ein schwerer Sturm ließ allerdings das Seil reißen und trieb die Maheno direkt an den Strand von Frazer. Er blieb aufrecht stehen, es wurde auch keiner verletzt. Eine Bergung war allerdings sehr schwierig und dadurch bleib sie dort liegen. Mittlerweile hat sie schon tüchtig Rost angesetzt und ist schon ein ganzes Stück im Sand versunken. Aber imposant ist sie immer noch. Wieder wateten wir schnell noch ne Runde durch den Sand und das Meer. 😉
Kurz danach Eli Creek. Auf diesem Strand münden etliche kleine Süßwasserflüsse. Da gibt es dann immer kleine Furten, durch die die Fahrzeuge fahren müssen. Eli Creek ist einer der größten Flüsse, die ins Meer fließen. Entsprechend groß ist auch die Flutung der Straße. Aus Eli Creek fließen stündlich 4,2 Millionen Liter Wasser. Damit könnte man in nur 23 Minuten ein ganzes Schwimmbad füllen. Ich kanns mir gar nicht vorstellen.

Eli Creek ist eine total beliebte Badestelle. Das Wasser ist relativ kühl und der Creek ist maximal einen halben Meter tief. Alles ist auch nett mit Flanierstegen gemacht. Die Kids und andere Junggebliebenen gehen ein Stück hinten mit Reifen ins Wasser und lassen sich die ca. 150 m vortreiben und haben dabei einen Heidenspaß. Ich lief ein Stück des Creeks entlang. Wir hatten leider nur 25 Minuten und ich war nicht fix genug, die Badesachen aus dem Bus zu holen. Es wäre sooooo eine schöne Abkühlung gewesen! Aber ich stand ja knietief im Wasser. Das war auch schon toll.
Auf dem Weg zum Eurong-Resort steht doch tatsächlich ein Dingo auf dem Strand. Mehrere Autos hatten schon angehalten und fotografierten ehrfürchtig aus dem Auto heraus. Der Dingo ist der reinrassigste Wildhund überhaupt und manchmal durchaus angriffslustig. Unser Busfahrer stoppte auch sofort – neben dem Motiv fürs Fotografieren sicher auch aus Sicherheitsgründen fürs Tier. Und er fuhr extra noch rum, dass auch die andere Seite des Busses den Hund gut beobachten konnte. Als der Dingo am Rand des Strandes war, fuhren wir los. Ein nachfolgender Bus bremste sofort, um auch den Dingo zu zeigen.

Kurz danach waren wir in Eurong angekommen und es ging wieder ab auf die Sandpiste. Dazu blinkte der Busfahrer ordnungsgemäß und fuhr auch in die linke Spur rein. Also wie auf einem Highway. 😉
War der Strand sicher sehr langweilig für den Fahrer, erforderte es nun wieder seine ganze Konzentration. Mich versetzte diese Fahrerei wieder in den oben beschriebenen Zustand. Es ist irre, was wir da so treiben!
Am Ende fragte ich den Busfahrer, wie viele Kilometer wir an dem Tag gefahren seien. 163 km sagt er. 60 am Strand, und rund 100 auf der Insel. 100 km auf diesen Sandpisten! Es ist verrückt! Und ich ziehe den Hut vor dem Busfahrer.

Wir vertrödeln noch einige Zeit auf den Pisten, weil ein anderer Busfahrer, der offensichtlich nicht mit so viel Herz die Sandpisten fährt wie unser Murray, vor uns ist. Aber Murray hat die Ruhe weg. Manchmal hab ich aber echt Angst, dass er an der verkehrten Stelle bremsen muss und wir dann feststecken.
Die Fähre wartete auf uns und nahm dann alle Passagiere mit. Lustig war noch, dass Murray seinen Bus zum Land mitnehmen wollte oder musste – warum auch immer. Damit fuhr er vollgeladen mit uns allen auf die Fähre. Allerdings musste er so eng einparken, dass er letztlich die Tür des Busses nicht mehr aufbekam. Irgendwie kam dann doch eine Schmunzelstimmung im Bus auf. Mussten wir jetzt die ganze Überfahrt drin bleiben? Nein, die Einweiserin hatte alles im Griff, „verschob“ die Autos an der Seite noch etwas und die Tür ging auf. Nun muss ich aber auch sagen, dass diese Fähre von der Größe nicht zu vergleichen ist mit der von Kangaroo Island. Hier geht es etwas gemütlicher zu.
Ich war erst kurz vor 7 im Hotel. Die Sonne ging grad unter. Eigentlich wollte ich ja noch mal ins Wasser gehen, aber im Dunkeln ins Meer? Da siegt dann doch die Vernunft. Ich hab ja morgen früh noch Zeit. Bis Brisbane ist es nicht weit, also kann ich mir bis zum Auschecken um 10 Uhr Zeit nehmen.