Ein schöner Morgen begann. Ich bereitete mir das Frühstück auf der Terrasse zu, saß „überm“ Pool und ließ es mir gut gehen. Es war echt ein schönes Motel, zumal mein Auto auch noch unterm Dach stand, morgens also nicht mal zu sehr aufgeheizt war.

Nach dem Frühstück buchte ich mir noch schnell mein Hotel in Townsville. Es gibt hier eine lastminute-Seite, auf der jeden Tagen ein Hotel mit extrem reduziertem Preis drin ist. Wenn man das bucht, hat man ein gutes Hotel zum schmalen Preis. Ich hatte in Townsville ein 4-Sterne-Hotel für 69 Dollar, ca. 50 Euro. Es ist normalerweise doppelt so teuer.
Nach meiner Abreise fuhr ich erst noch zum Strand, um wenigstens mal das Meer in Cairns gesehen zu haben. Sooo spektakulär war der Strand jedoch nicht.
Nun gings die A1, der Bruce Highway schnurstracks Richtung Süden. Ich hatte heute immerhin über 350 km vor mir. Ich war jedoch gerade mal 50 km gefahren, gabs den Wegweiser zu den Babinda Bouldern. Sieben Kilometer abseits, da kann ich schon mal hinfahren.
Dort erwartete mich eine wunderschöne Natur. Mitten durch den Regenwald plätscherte ein Fluss. Er kam über viele Steine angeplätschert, bildete dann einen größeren See und floss weiter.

Für die weitere Beobachtung gabs einen Weg durch den Regenwald – und das gleich nach meiner Ankunft dort im wahrsten Sinne des Wortes! Es pladderte wieder vom Himmel, was nur ging. Glücklicherweise merkte ichs noch und nahm meine Regenjacke mit und konnte damit meinen Rucksack darunter verstecken. Glücklicherweise hatte ich nur Badelatschen an und ein kurzes Kleidchen, ich war am Ende überall, wo die Jacke nicht hinkam, durch bis auf die Haut.
Aber es war grandios, was Natur so erschaffen kann und was ich sehen konnte. Das Flüsschen rauschte durch riesige Steine hindurch, die das Flussbett prägten. Dadurch entstand so etwas ähnliches wie ein Wasserfall. Es war eine Augenweide!

Dabei traf ich ein texanisches Paar, die entgegengesetzt zu mir auf der Reise sind. Ihr Sohn arbeitet in Sydney und sie sind zum zweiten Mal in Australien. Wir schwatzten über Gott und die Welt und spazierten derweil am Fluss mit dem Steinbett im strömenden Regen entlang.
Die Babinda Boulders waren eine unscheinbare Sehenswürdigkeit, die jedoch viel mehr an Aufmerksamkeit und Berühmtheit verdient hätte. Ich war jedenfalls froh, dass ich der Verlockung des kleinen Wegweiser erlegen war und somit so etwas Besonderes zu sehen.

Auf meiner weiteren Reise hielt ich mal da an und kaufte mir an der Bananenplantage ein paar Bananen über die stille Kasse und dort ein paar Mangos am Gemüsestand.



Ich passierte Innisfail und wunderte mich schon eine Weile, was das nur für Pflanzen sind, die hier auf den Feldern wachsen. Es sieht aus, wie großes Gras. Sollten das die Zuckerrohrplantagen sein?

Gleich nach Innisfail kam im nächsten kleinen Ort Mourilyan ein Sugar-Museum. Genauer gesagt, das Australian Sugar Industry Museum. Das interessiert mich aber! Ich hielt an und ging hinein.

Dort begrüßte mich eine ältere Dame sehr herzlich und gab mir erste Informationen zum Museum. Es gab einen mehrminütigen Film, in dem schon mal ein guter Überblick gegeben wurde. Den schaute ich mir erst mal an. Danach war im Museum sehr guterklärt, wie das mit de Zuckerehrstellung geht und wie es immer mehr industrialisiert wurde. Dazu gabs etliches an Traktoren und Maschinen von früher. Es war seeehr interessant.

Die Zuckerindustrie ist der wichtigste Landwirtschaftszweig Australiens. 1788 wurde mit dem Anbau von Zuckerrohr begonnen. Es wächst nur in Regionen mit viel Regen, auf fruchtbarem Boden und braucht viel Sonne. Diese Bedingungen werden an der Ostküste auf einem Streifen zwischen Mossman und Grafton südlich von Brisbane erfüllt. In dieser Region arbeiten mehr als 60.000 Menschen auf den Zuckerfeldern. Das Zuckerrohr heißt übrigens in Englisch Sugar Cane, und die Arbeiter werden als Kanakas bezeichnet. 2012 hatte die Zuckerindustrie Australiens einen Umsatz von mehr als 2,5 Billionen Dollar.

Ich kenne es ja noch aus einigen Filmen, wie die Männer das Zuckerrohr mit der Hand geschnitten haben. Die nette Dame im Museum sagte gleich, ja, ihr Vater hat noch so gearbeitet. Es war eine harte und schmutzige Arbeit. Erst später begriff ich, warum sie so extrem schmutzig war.
Früher wurden die Zuckerrohrfelder abgebrannt, da man ja nur das Zuckerrohr brauchte und nicht das „Gras“ rundherum. Damit konnte man das Rohr ernten, musste sich aber nicht mit dem unnützen Gras beschäftigen.
Heute ist es anders. Man erntet maschinell. Immer vier Pflanzen werden von der Maschine erfasst und es wird automatisch das Gras getrennt von den Stängeln. Das Gras bleibt auf dem Feld liegen, das Rohr wird in ca. 30 cm lange Stücke geschnitzelt. Man hat erkannt, dass dieses auf dem Boden liegende Gras sehr positiv für die Natur ist. Zum einen reduziert es die Erosion, es bildet aber auch eine Mikrokultur zum Unterdrücken von bestimmten Krankheiten und es verbessert das Halten der Feuchtigkeit im Boden.
Der ganze Wachsprozess dauert reichlich ein Jahr, je weiter südlich kann es auch länger dauern. Es werden 40 cm lange Zuckerrohr-Stücke in die Erde gesetzt – heute mittlerweile automatisiert durch Maschinen – aus diesen Stücken wachsen bis zu 12 Stängel. Diese werden dann mit Maschinen geerntet. Das wird gewöhnlich in den trockenen Monaten von Juni bis November gemacht. Diese Rohrstücken müssen innerhalb von 16 Stunden in der Zuckerfabrik sein, damit sie optimal ausgenutzt werden können.
Dazu gibt es ein riesiges Netzwerk der Zuckerindustrie für einen möglichst schnellen und effektiven Transport. Es gibt ein Netz von viertausend Kilometern Schmalspurbahn, das wohl größte Schmalspurbahn-Netz der Welt. Diese Bahnlinien sieht man oft. Auch bei den Boulders war es mir aufgefallen, dass es immer wieder Hinweise gab, auf kreuzende Züge zu achten. Ich war verblüfft, weil die Schienen nicht den Eindruck machten, dass sie noch in Gebrauch sind. Nun klärte sich das alles auf. Sie werden ja auch nur während der Ernte gebraucht.
Die Zuckerherstellung in der Sugar Mill ist dann sehr aufwändig.
Nun bestätigte sich mir auch, dass diese riesigen „Grasbüschel“ auf den Feldern Zuckerrohr ist.
Dann zog ich ziemlich durch bis Townsville. Unterwegs spreche ich immer mal Sprachmemos aufs Handy, damit ich bestimmte Sachen nicht vergesse. Jetzt merkte ich erst mal, was so alles gedanklich verlorengeht bei so vielen Erlebnissen. Aber ich hab ja alles aufgesprochen.

Vielleicht mal ein paar Stichpunkte zum Fahren. Zunächst: ich genieße es, einen Tempomat zu haben. Ich muss nicht ständig auf die Geschwindigkeit achten und fahre gleichmäßig.
Hier fahren ja alle Fahrzeuge die gleiche Geschwindigkeit, auch die Trucks und andere große LKWs fahren normal die 100 oder auch mal 110 mit. Umso überraschter war ich, als vor mir auf dem Highway, der aber eine normale Landstraße war, so ein Brummi einen normalen Pkw überholt hat. Allerdings ist es mit hunderte Kilometer später auch passiert. Da hatte ich wohl die Geschwindigkeitserhöhung von 80 auf 100 nicht gleich mitbekommen, die Bahn war vierspurig und schwupps, kachelte doch so ein Truck an mir vorbei. Das ist schon echt gewöhnungsbedürftig.
Parkplätze gibt es hier nicht allzu viele und meist sind es nur einfach Haltebuchten, die aber für die Trucks ausgerichtet sind. Da wird schon mal 15 km vorher angekündigt, dass da ein Parkplatz kommt. Die Australier haben sich da echt was einfallen lassen für die Motivation der Fahrer, mal eine Pause zu machen. Im Süden hatten wir da schon mal so nette Aufforderungen gesehen, lieber eine Pause zu machen, bevor man einschläft. Hier wieder: Break the drive, still alive. Großzügig übersetzt: Unterbrich die Fahrt, damit Du am Leben bleibst.

Ausblick auf Hinchinbrook Islands
Heute habe ich auch mal wirklich Bauarbeiter bei Straßenarbeiten gesehen. Und dabei fiel mir auf, dass die alle breitkrempige Hüte aufhaben, die gewöhnlich auch einen Nackenschutz haben. Also Sonnenschutz betreiben die hier schon, ist aber sicher auch notwendig, wenn sie scheint.
Wettermäßig bin ich ziemlich wechselhaft unterwegs. Nach dem Guss an den Boulders hats zwar nicht mehr geregnet, aber es war oft bedeckt. Und wenn die Sonne schien, kletterte das Thermometer gleich auf 33° hoch.

Ich fahre über viele Creeks. Das sind diese kleinen Flussbetten, die meist ausgetrocknet sind. Derzeit sind aber die meisten richtig gut mit Wasser gefüllt. Diese Creeks haben alle Namen, wie Flüsse halt bezeichnet sind. Allerdings hab ich mich bei dem einen heute total amüsiert. Er hieß Christmas Creek. Und um das auch noch zu manifestieren, stand am Anfang der Brücke ein künstlicher Weihnachtsbaum, der ein bissel geschmückt war. Ich hab mich darüber soo amüsiert, der steht sicher das ganze Jahr da.

Ich kam halb 6 in Townsville an. Das Hotel ist wirklich chic. Die Wahl war gut.
In Townsville gibt es den Castle-Hill, einen Berg, der sozusagen mitten in der Stadt steht. Auf den kann man herauffahren und hat eine wunderschöne Aussicht über die ganze Stadt. Ich beeilte mich, denn gegen 7 wird’s schon dunkel.

Es waren hunderte sportbegeisterte Bewohner unterwegs, die den Berg hoch- und wieder runterjoggten oder mit Radl fuhren. Oben gab es mehrere Aussichtspunkte rundum, die wirklich einen tollen Blick boten.Beim Runterfahren gingen dann so langsam die Lichter in der Stadt an, es war ein toller Anblick.

Ich holte mir noch ein paar frische Brötchen im Supermarkt um die Ecke und trank auf dem Rückweg noch ein Bierchen vom Fass.
Mein Abendessen bestand heute aus zwei frischen Mangos. Die gibt’s hier superreif und oberlecker überall zu kaufen und ich hatte mir ja unterwegs welche vom Bauernmarkt mitgenommen.
Den Abend verbrachte ich wieder mit meinen Erlebnissen des Tages und dem Computer. 😉

The old Railway Station

Neben den vielen modernen Gebäuden gibt’s auch mal ein etwas älteres Gebäude