Immer den Bruce Highway entlang…

Ja, was war heute eigentlich? Fahren, fahren, fahren und nochmals fahren. Ich habe fast 500 km geschrubbt. Allerdings war ich auch um 9 schon unterwegs. Das ging heute Morgen alles ziemlich schnell. Mittlerweile bin ich ja gut eingeübt im Packen und hab ja immer nur meinen kleinen Koffer und die Kühltasche. Ja, und dann noch den Rucksack und die Fototasche mit dem ganzen Kabelkram. Aber dennoch übersichtlich.

Da ich am Supermarkt vorbeikam, kaufte ich schnell noch frische Brötchen für morgen und im Bottle-Shop – nur da gibt es alkoholische Getränke – noch Bierchen für abends. Der Verkäufer war total nett und gab mir noch einen Discount. Wenn ich 30 Büchsen Bier gekauft hätte, die gibt’s in einer großen Pappschachtel, hätte ich pro Bier nicht mal 1,50 AUD bezahlt. Aber was soll ich mit 30 Büchsen Bier! Einzeln kosten die 3,50 Dollar, das Stück! Ich hab sie für 3 Dollar bekommen, gut dann bitte drei Stück. Wir alberten noch ein bissel rum, mit Betrinken und so und ja nicht zu viel heute Abend. Es war witzig. Und dann fiel mir was auf, was hier in Australien immer wieder kommt und wir schon vom ersten Tag an drauf angesprungen sind. Die Australier sprechen ganz oft die Frauen mit Lady an. Ich hab in Sydney von einem Busfahrer glaube ich, sogar mal Darling gehört. 😉 Aber heute, heute sagte der Verkäufer „Young Lady“! Das geht runter wie Öl! Wenn das doch nur so ernst gemeint und keine Floskel wäre, wie wir uns das einbilden! 😉

Dann zog ich los. Es war heute eine teilweise langweilige Strecke zu fahren. Bei 500 km ist das nicht sehr einfach. Aber ich habe meine Unterhaltung selber gefunden und somit ging die Zeit schnell um.

Zum einen fuhr ich ja wieder durch die Zuckerrohrplantagen. Das ist immer wieder interessant, obwohl die Pflanzen ja die gleichen sind und die Felder auch. Aber Sonnenblumenfelder finde ich zu Hause ja auch immer wieder toll.

Kurz hinter Mackay kam ich durch Sarina. Dort war als Sehenswürdigkeit die Sarina Sugar Shet ausgeschrieben. Was ist das wohl? Sugar Mill hab ich ja auch erst später mitgekriegt, dass die Zuckerrohr-Verwertungs-Fabrik ist. Was ist aber Shet? Also direkt übersetzt ist es ja das Zuckerblech. Ich will mich mal überraschen lassen.

Zufällig begann auch zehn Minuten später eine Führung. Es ging tatsächlich um die Zuckerherstellung. Interessant für mich war, dass hier eine kleine Sugar Mill und Destillery in Miniaturformat vorgestellt wurde. Also das ist doch genau das, was mir noch fehlt an „Zucker-Informationen“.

Zunächst gab es wieder einen Film, dann gingen wir raus und die uns führende Frau erklärte einiges zum Zuckerrohr. Für mich war interessant, dass die Zuckerrohr-Stücken quer in den Boden gepflanzt werden, damit sich so viele wie mögliche Canes entwickeln können und auch gute Wurzeln gebildet werden können. Und eine Frage wurde auch beantwortet, die ich in dem Museum vor einigen Tagen nicht beantwortet bekam und auch nicht gefragt hatte. Die Stücken werden einmal gepflanzt und bringen dann sieben Jahre lang einen guten Ertrag. Also sieben Mal werden sie sozusagen „geerntet“. Dann ist Schluss mit effektivem Zuckerertrag. Uns wurde auch erklärt, wie so eine Zuckerrohr-Erntemaschine funktioniert. Das sah ich auch bereits ansatzweise in dem Film.

Das Ganze wird mir einer Maschine gemacht. Zuerst wird die obere Spitze von dem Riesengras abgeschnitten und auf das Feld fallen gelassen. Dann ist am Boden ein Schneidwerkzeug, das die Stängel abschneidet. Sie werden von der Maschine aufgenommen und in ca. 30 cm lange Stücken zerschnitten. Dieses ganze „Gemisch“ aus zerschnittenem Gras und dem Zuckerrohr wird auf etwa 3 m Höhe über ein Förderband transportiert und oben ist ein Gebläse, was die Grashalme wegbläst, die Stücken fallen einen Meter runter aufs nächste kleine Förderband. Darüber werden die kleinen Cane-Stücken in den nebenher fahrenden Traktorhänger fallen gelassen. Das ist schon echt eine Erleichterung gegenüber der früheren manuellen Erntemethode. Zumal eben jetzt grün geerntet wird und nicht mehr abgebrannt werden muss.

Nach all diesen Erläuterungen gings in die Miniatur-Sugar-Mill. Da durfte ich dann auch nicht mehr fotografieren. Angeblich wegen der sich bildenden Ethanol-Gase und so ähnlich.

Interessant war aber, dass jetzt echt Verkostung angesagt war. Zunächst jagte sie zwei Stängel durch die Presse und wir konnten den Zuckerrohr-Saft kosten. Er schmeckt sehr gut und ist aber eben auch sehr süß. Unser Saft hatte einen Zuckergehalt von ca. 20%. Selbst die Fasern konnte man noch auskauen und die schmeckten schön süß.

Danach gibt es mehrere Erwärmungsprozesse dieses Zuckersaftes, in denen zum einen Bakterien abgetötet werden aber zum anderen natürlich der Zucker irgendwie gewonnen werden muss.

Das Ganze wird eine braune Soße, dann Zuckersirup, der übrigens ähnlich wie unser früherer Sirup aufs Brötchen schmeckte. Das Ganze wurde dann zur Melasse und nach aufwändigen Trocknungsprozessen irgendwann Raw Sugar. Manchmal hab ich echt Probleme, die deutschen Begriffe zu finden, wenn man sie hier immer nur in Englisch hört. Also Rohzucker! 😉

Eine weitere Methode ist, die Umwandlung in Alkohol – ähnlich wie das Brennen bei uns. Und das Zuckerrohr wird auch genutzt, um Benzin herzustellen, das mit dem 10%-Anteil.

Am Ende gabs noch eine Verkostung von Sachen, die in diesem Bereich hergestellt werden. Verschiedene Soßen und Pesto, aber auch Schnäpse. Zwei Liköre hab ich ja auch mal angenippt, sogar ohne dass sie mir geschmeckt haben. Aber da wurden ja 8 oder 9 Proben angeboten. Mit meiner Puste-Erfahrung von zwei Tagen vorher bitte nicht! Obwohl ich da erfahren habe, dass 0,4 Promille in Australien wohl erlaubt seien.

Mittlerweile wars um 2 und ich hatte noch 300 km vor mir. Aber ich vertrieb mir die Zeit und amüsierte mich über Details am Straßenrand oder spielte meine eigenen Spielchen.

Die Australier lassen sich ja mit Straßenschildern immer was einfallen. Zum einen die Ankündigungen für die Parkplätze. Da gabs wieder was neues: „Rest or R.I.P.“ – Ruhe Dich aus oder Ruhe in Frieden. Oder: Take the rest and refresh – Mach ne Pause und erhol/erfrische Dich!

Und dann fahren wahrscheinlich viele die Strecke nach Rockhampton. Es stehen immer mal Schilder mit: „How long to go, Dad?“ Oder das gleiche mit Mum – Wie lange dauert es noch, Papa? Und dann irgendwann die Antwort: Es ist noch ein langer Weg, Kids bzw. noch später: “Still 2 hours to Rocky, Kids” – Noch zwei Stunden bis Rockhampton, Kinder.

Am witzigsten war aber, dass plötzlich Schilder mit Quizfragen am Straßenrand stehen. Zum Beispiel wurde gefragt, was der höchste Berg von Queensland ist. Komischerweise wusste ich, dass er 1622 m hoch ist, aber wie er heißt? Ein paar Kilometer weiter kam die Auflösung: Es war der Bartle Frere. Stimmt! Jetzt fällts mir wieder ein. Die Höhe stimmt übrigens, stand aber nicht mit am Auflösungsschild dran. Ich hatte es mir zufällig gemerkt, weil ein Hinweisschild am Straßenrand einst drauf hinwies. Ist aber schon ein paar Tage her…

Oder ein weiteres Schild: „Life music, every FRI Nite“ – also dass man Night so verquer schreiben kann, ist schon seltsam. Aber das ist offensichtlich die aktuelle Kurz-Text-Sprache.

Solche Dinge merke ich mir übrigens nur, weil ich den ganzen Tag meine eigenen Spielchen im Auto treibe. Immer wenn mir was einfällt, spreche ich das als Memo ins Telefon. So kann ich den ganzen Tag im Auto munter Selbstgespräche führen und hab auch noch am Ende einige Infos für mich in der Erinnerung. 😉

Irgendwie wurde ich aber dann doch langsam ein bissel müde. Ich dachte mir, dass ich ja in Marlborough mal ranfahren könnte und mir ein Hotel suchen könnte. Dieser Ort wurde schon seit langem angekündigt und ich ging davon aus, dass es eine ansprechend größere Stadt sein könnte. Die City von Marlborough, Downtown, war überwältigend! Bei uns wären es kleine Dörfer, die es kaum wert gewesen wären, auf einer Karte zu kennzeichnen. 😉

Das einzige Hotel am Platze war das Marlborough Hotel. Ich fragte nach einem Zimmer, hatte aber unterwegs schon mal eine Werbung mit 35 Dollar gesehen. Da wollte er doch 50 Dollar haben! Ok, wenn es gut ist… Und darauf sagte er mir dann, dass es aber ein „shared Bathroom and toilet“ ist. Was? Nicht mal meine eigene Toilette und eigenes Bad? Ich glaube, er hat das alles mit Absicht gesagt, weil er sicher genau wusste, dass seine Zimmer nicht für mich gemacht sind. So schmuddelig, wie er selbst aussah und einiges im ersten Eindruck im Hotel, sahen die Zimmer sicher genauso aus. Da passte ich nicht hin. Obwohl mir der Standort von der Entfernung her schon gut gefallen hätte und so als passionierte Nichtraucherin mal in Marlborough zu nächtigen, hat doch was, oder? 😉

Er empfahl mir das Motel und Caravan Park am Bruce-Highway um die Ecke. Okay.

Dasjenige war aber auch Pampa und die Hütten erschienen mir recht primitiv. Glücklicherweise war an der Rezeption grad keiner und die hatten die Rates aber an die Tür angeschlagen. Die wollten doch echt für eine Nacht in diesen einfachen Unterkünften im Nirgendwo 99 Dollar haben! Oooooh nein!

Da fuhr ich lieber die 100 km noch nach Rockhampton. Dort gibt es sicher wieder Unmengen an Motels und ich finde ein passendes. Aber es wurde dann schon nach 6, bis ich ankomme.

Kurz vor Rockhampton der Wegweiser zu den Carpicorn Caves. Mist, es ist halb 6, da ist alles zu hier in Australien. Da wollte ich doch gerne hin und hatte ja auch den Tipp gestern von Libby bekommen. Aber es gab dort zwar einen Pub und andere Gaststätten, die gut besucht waren, aber keine Unterkunft! Ich glaube, da ist wieder der Mut zur Lücke. Alles geht einfach nicht in diesem riesigen Land. Auch morgen werde ich es nicht schaffen, nochmal 60-80 km „Umweg“ zu fahren, um in die Höhle zu kommen.

Langsam wurde mir aber doch schon etwas mulmig, was das mit dem Hotel in Rockhampton werden soll. Und es gab keinen Internetempfang, weil ich ständig zwischen Bergen rumfuhr.

Zehn Kilometer vor Rockhampton dann ein Motel am anderen. Soll ich jetzt überall fragen, wer den besten Preis oder zumindest einen für mich annehmbaren Preis hat? Ich halte an, check im Internet die Angebote und finde ein nett aussehendes Motel für einen Angebots-Preis, der gut in meinem Limit liegt. Also hab ich gleich gebucht, obwohl ich 15 Minuten später schon dort bin.

Ich komme dort an und auf dem Tisch lag schon meine ausgedruckte Buchung. Das nenn ich mal schnell! Zumal ich diesmal über Booking.com über eine deutsche Seite gegangen bin. Aber die Preise waren eh alle gleich, auch die Australier hatten das gleiche Angebot.

Ich hab ein sehr nettes Zimmer, hab einen kleinen Ess-/Arbeitstisch drin, zwei Sessel und vor der Tür auch noch Stühle. Dazu eine gut ausgestattete Küche und mein eigenes Bad. Das Auto steht gleich neben meinem Zimmer. Es ist oft schade, dass ich nur eine Nacht da bin.

Als erstes sah ich, dass es gleich hinter meinem Zimmer einen Pool gibt. Was für eine schöne Erfrischung! Noch schnell die kommenden zwei Tage in Hervey Bay buchen – ich will ja auf Frazer Island. Dann war wieder Schreiben angesagt.

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