Um 8 klingelte mein Wecker und es trommelte noch immer auf die Blechdächer. Das ist hier in Australien übrigens eine sehr gebräuchliche Dachbedeckung – mit allen Konsequenzen bei starkem Regen oder krachender Sonne.
Nein, was soll ich bei Regen schon aufstehen? Also schlummerte ich noch weiter. Halb 10 klärte ich erst mal noch die bereits vorbestellte zweite Nacht und ging schnell einkaufen. Das geht ja am Sonntag auch hier unkompliziert.
Da ich ja hier eine komplette Küchenausstattung zur Verfügung habe, kaufte ich mir endlich mal Eier für ein Frühstücksei. Dazu frische Mango, Marmelade, Brötchen. Ich frühstückte zwar spät, aber genüsslich. Und bereitete mir auch ein Nachmittagsbrötchen für unterwegs zu.
Ich zog dann los, wollte zur Mossman Gorge und versuchen, dann bis Cape Tribulation zu kommen. Ich wollte in den richtigen dichten Regenwald rein. Er soll mit 110 Millionen Jahren der älteste Regenwald auf der Welt sein und besonders dicht. Manche Berge kann man dort nicht erklimmen, weil man einfach nicht mehr durchkommt. Ich hatte ja schon erfahren, dass die Strecke bei zu viel Wasser für normale Autos gesperrt wird und nur noch 4WD durchkommen. Also mal schauen. Zumindest steigt viel Nebel aus den Wäldern hoch.

Mossman ist nur 15 km entfernt, die Gorge, also Schlucht, gleich dahinter. Am Besucherzentrum grad mal drei Autos, kein Mensch weit und breit und da seh ich doch das Schild, dass wegen zu viel Wasser die Gorge und alles drumrum geschlossen ist. Schaaaaade! Sowas hab ich allerdings noch nie erlebt. Da steht mitten in der Landschaft ein mondänes Besucherzentrum mit Shop und Gaststätte und vielem mehr. Von dort gehen Busse ab zur Gorge, selbst darf man nicht fahren. Und da schließt man einfach. Aber es wird sicher seinen Grund haben. Na, mir schwant einiges, mal schauen, wie weit ich zum Cape komme.
Zwei Kilometer hinter Mossman ein im Roten Zentrum oft gesehenes und schon gewohntes Schild: Floodway.

Es kommt eine Brücke über den Mossman-River und danach hält die Polizei alle Autos an. Als ich genauer hinschaue, war die Straße mindestens über 100 oder vielleicht sogar noch viel mehr komplett überschwemmt. Der Mossman-River hatte sich über hunderte Meter in die Breite ausgedehnt. Ich kehrte sofort vor lauter Ehrfucht um.

Gleich an der Brücke war eine Parkgelegenheit. Das musste ich mir ansehen!
Der Fluss war schon beeindruckend, wie er die Bäume des Ufers im Wasser stehen ließ. Eine parkähnliche Anlage daneben stand komplett unter Wasser. Alle Sitzbänke, Wegegeländer und die Toilettenanlage standen tief im Wasser. Und daneben an der Straße völlig entspannte Polizisten, die den Verkehr etwas regulierten – und einige neugierige Touris und auch Einheimische, die sich das Schauspiel anschauten und fotografierten.


Alles was wir im Roten Zentrum an Floodways hatten, die mir so großen Spaß beim Durchfahren gebracht haben, waren nur Spielzeug gegenüber dieser Überflutung hier. Da es grad mal nicht mehr regnete, entspannte sich die ganze Lage auf der Straße relativ schnell ein kleines bisschen. Die Allrad-Fahrzeuge kamen ohne weitere Probleme durch. Aber die kleinen normalen Fahrzeuge hatten großen Respekt. Auch wurde grad eins der „kleinen“ Fahrzeuge am Straßenrand stehend aufgeladen und abgeschleppt. Da hat wohl die Elektronik nicht mehr mitgespielt.
Ich muss es mir zumindest nicht antun, spätestens am nächsten Fluss würde ich wieder vor der nächsten Entscheidung stehen. Und ich hatte zwar einen tollen Kia, aber leider meinen schönen 4WD-Fortuner aus dem Outback nicht mehr. Sonst hätte ich keine Skrupel gehabt und wäre da durchgeprescht. 😉

Das Flussbett hatte sich so stark ausgebreitet, dass es für mich so ein bissel Erinnerung an unser Hochwasser hervorrief.
Mittlerweile fing es wieder an zu schütten. Ich wurde beim Zurücklaufen klatschnass. Nur gut, dass ich den Rucksack für meine Kamera dabei hatte. Es bringt nichts mehr, hier noch weiter nach Besonderem Ausschau zu halten. Auch das Wildlife-Habitat reizte mich nicht sehr. Was soll ich mit einem tollen Koala-Bild, wenn ich mir eine weghole, da ich völlig durchgeweicht bin. Also fuhr ich zurück zum Hostel.
Hier die Einfahrt nach Port Douglas:

Ein bissel frustriert bin ich schon, dass meine ganze Planung so aus dem Ruder läuft. Diesen nördlichen Bereich werde ich wohl streichen müssen. Ich hoffe, dass morgen Kuranda klappt.
Andererseits sagte mir das Mädel an der Rezeption, dass hier alle froh sind, dass es endlich wieder regnet. Schließlich ist Regenzeit. Und es hat wohl zwei Jahre lang nicht mehr so geregnet. Der ist aber für die Natur hier unentbehrlich, auch für das Great Barrier Reef. Okay, ich bin also wieder mal zu einer besonderen Zeit an einen besonderen Ort. Ich finds ja auch cool, mal so einen extremen Regen zu sehen. Aber muss das gerade mit meiner Planung fürs Cape zusammenfallen? Und vor allem so lange ununterbrochen regnen? Australien hatte da bisher ja immer eine super-Planung und es regnete meist nachts.
Ich kochte mir einen Kaffee und aß mein „Hasenbrötchen“. Und ich steckte meine Wäsche in die Waschmaschine. Nur das Trocknen ist problematisch. Ich trau mir nicht, einige Sachen in den Trockner zu stecken, bei denen der Trockner durchgekreuzt ist. Aber ob ich die hier jemals trocken kriege? Ich probiere es einfach.
Und dann sitze ich eben wieder am Computer. Mal schauen, wie weit ich komme.