Diesen Tag habe ich eigentlich immer ausgeblendet. Es gab ihn einfach nicht in meiner Reiseplanung. Aber nun schlich er sich doch klammheimlich in mein Leben. Der Abschied vom Zentrum kam immer näher.
Heute schlief ich erst mal aus, frühstückte und genoss mein Zimmer. Kurz nach 10 zog ich los, ich hatte mich mit der Thailänderin Best aus der Schule verabredet zum Mittagessen.
Zunächst ging ich jedoch noch mal zu Europcar wegen meiner Maut in Melbourne. Die war noch nicht von der Kreditkarte abgebucht. Nach etlichen Telefonaten gabs eine Lösung, die auf jeden Fall vernünftig ist. Wir schwatzten noch eine Weile – und ich glaube, dass ich so langsam kapiere, warum die immer so begeistert sind von meinem Englisch. Hier sind sehr viele Asiaten und deren Aussprache ist wirklich nicht sehr klar. Da ragen wir Deutschen etwas raus.
Ich war kurz vor halb 1 in der Schule. An der Rezeption begrüßte mich gleich Tara, dass es toll ist, dass ich vorbeikomme und wie mein Trip war. Sie hatte heute morgen gleich bemerkt, dass ich die Schule in Facebook geliked hatte und freute sich darüber. Nach sechs Wochen und vielen Hundert Studenten erinnert sich eine Mitarbeiterin der Rezeption, an der ALLE! vorbeikommen, an mich. Ich war verblüfft. Gleich darauf kommt meine Lehrerin aus der ersten Woche, Carolina, um die Ecke geschossen und fällt mir um den Hals. Birgit, Du hier! Sie war total überschwänglich begeistert, dass ich noch mal vorbeikomme. Du kennst mich noch? Na klar! Das hat mich dann vollends verblüfft. Mittlerweile war Best gekommen, auch Harumi kam. Das ist eine ganz liebe Japanerin. Aber leider begann ihr Unterricht gleich.

Beim Verabschieden bemerkte dann Tara nach meiner Irritation, dass mich so viele noch kennen, dass man sich an besondere Studenten gern erinnert und sie auch immer wieder erkennt. Boah! Das ist ja mal ein Kompliment! Aber ich glaube, es ist einfach der Ältestenbonus an so einer Schule, meine Offenheit und dass ich mit vielen Studenten, die ja alle meine Kinder sein könnten und meist sogar viel jünger sind, gut klarkomme. Das Phänomen hatte ich ja bisher außer Malta an jeder Schule.
Mit Best ging ich zu unserem Lieblings-Sushi-Shop und wir schwatzten lange. Gegen 2 verabschiedeten wir uns. Wir werden uns sicher kaum wiedersehen.
Ja, was noch tun heute? Beach? Die Sachen habe ich dabei. Aber wirklich? Ich gehe lieber in den Botanischen Garten zum Mrs. Macquarie-Point – das war auch noch offen und ich will die Opera ja mal vor der Brücke genießen.

Das hatte ich nur am ersten Abend mal versucht. Aber da war es schon sehr dämmrig und vor allem auch bewölkt. Also auch hier wieder der Kreis, der sich schließt.


Ich trullerte dann im Park bis zur Opera.

Das Herz zog mich einfach wieder dort hin. Ich musste sie nochmal anfassen! Und diesen Blick genießen. Neben mir die Opera, vor mir die Harbour Bridge.
Auf dem Weg dorthin bewunderte ich noch einen riesigen Baum im Botanischen Garten.

Und hier der Blick zurück zum Mrs. Macquarie-Point auf der gegenüberliegenden Seite, wo ich gerade gewesen war.

Um alles perfekt zu machen, kaufte ich mir an der Opernbar noch ein Bierchen vom tap, also vom Fass gezapft, und genoss die Sonne, die Wärme und den Blick auf Opera und Bridge. Ich sog alles in mir auf, was noch mal ging. Es war so normal, hier zu sein – aber morgen ist dieser Zauber Vergangenheit.
Trödeln am Circular Quay, Beobachten der Didgeridoo spielenden Aborigines, Genießen der Menschenmassen und des wirbligen Lebens hier mit Musik an jeder Ecke – ich ging los zum Anlegepunkt des Kreuzfahrtschiffes. Damit war ich an The Rocks. – und unmittelbar an diesem Guylian-Restaurant. Auch das war mittlerweile ein MUSS geworden. Zwei Stück Milchschokolade von den Seahorses – und eine Eisschokolade! Lecker!
Es war mittlerweile halb 7, die Sonne stand schon tief hinter The Rocks – ich werde wohl endgültig gehen. Von der Bahnstation Circular Quay noch ein letzter Blick – ich habe alles auf der Festplatte in meinem Kopf gespeichert. Und für alle Fälle hab ich ja auch noch die Fotos 971 bis 1230 oder so.
Aber ich habe dicke Tränen in meinen Augen und im Herzen. Heute musste ich mich nun vom Circular Quay verabschieden. Es tat soooo weh!
Ich will hier nicht weg! *wein, heul, schrei, Boden stampf* Es ist soooo schön hier – und Sommer!
Ich hätte nie gedacht, dass mir dieser Abschied so extrem schwer fällt. Der Bennelong Point ist aber auch eine ganz besondere Stelle in dieser Stadt. Man hat diesen Punkt sicher auch mit viel Bedacht für dieses Opernhaus gewählt.
Auf dem Rückweg lenkte ich mich ab und schrieb meine Emotionen alle auf, ich habe ja 40 Minuten Bahnfahrt.
Abends meldete sich Harumi nochmal über Whatsapp. Sie war schon in der Schulzeit mir sehr zugetan, obwohl wir gar nicht in einer Klasse waren. Ich kannte sie nur von Best. Die Beiden waren viel zusammen. Toll, was man so an Kontakten in alle Welt knüpft!
Gegen Mitternacht fiel ich in mein schönes Bett und hatte die letzte Nacht in Australien vor mir.