Der Kreis schließt sich

Es geht zurück nach Sydney! Juchhu!

Und ich hab ein Hotel! Weit draußen, aber ich weiß ja, wie die Öffentlichen gehen. Werde schon irgendwie in die City kommen. Außerdem hab ich ja mein Auto.

Das morgendliche Procedere war etwas aufwändig, aber es geht alles.

Die letzten 70 Kilometer auf dem Pacific Highway waren noch mal echt schön. Diese Autobahn ging ständig Berge hoch und runter. Oben waren die Fahrbahnen in den Felsen „gefräßt“. Es sah toll aus, war abwechslungsreich und schön.

25 km vorm Ziel schon die Begrüßung: Willkommen in Sydney. Naja, die weit über 4 Millionen Menschen brauchen ja auch ihren Raum. Mitten in der Stadt dann ein Anruf. Was? Mein Telefon kann sogar klingeln? Erst mal verstand ich gar nix. Dann: es war mein gebuchtes Hotel. Irgendwelche Probleme mit booking.com….. – Ich bin in 12 km da, dann können wir reden, nicht jetzt im Auto ohne Freisprecheinrichtung. Das hatte ich mal irgendwo gelesen, dass die Australier da gleiche Bestimmungen haben wie wir.

Was hatten die wohl für ein Problem?

Zwanzig Minuten später war ich da. Boah, schick war das Hotel!

Tja, booking.com hat ein Zimmer zwei Mal vergeben. Er hat kein Zimmer mehr für mich, ausgebucht. Was? Ich hab ne confirmation! Und ich bin halb 12 doch wohl die Erste, warum dann ich? – Die anderen haben drei Zimmer und vorhin angerufen. Da isses aufgefallen. – Und was soll ich jetzt in Sydney tun? – Er weiß es auch nicht. Aber er könnte mir ein ein Deluxe-Room für 179 Dollar geben, könnte auch morgen umziehen in ein günstigeres Zimmer. Was soll denn das? Langsam wurde ich dann doch etwas grundsätzlicher.

Ich habe gebucht, habe eine Bestätigung und wenn er jetzt ein Problem hat, ist es doch wohl sein Problem und nicht meins! Er muss eine Lösung finden, nicht ich und ich habe für 99 Dollar (!!!!) die Nacht eine Bestätigung und zahle nicht mehr als gebucht. Er war ja verhandlungsbereit und klapperte noch ne Weile in seinem Computer rum.

Okay, ich bekomme das teurere Zimmer für meinen Preis, auch für beide Nächte. Smile! Er betonte noch zwei Mal, dass ich wirklich ein großes Zimmer habe, aber das beeindruckte mich nun gar nicht sonderlich. Für mich sind kleinere Zimmer immer gemütlicher, wenn man allein reist.

Dennoch war ich schwer beeindruckt! Die Australier können das doch mit den Hotelzimmern. Ich hab nur bisher immer zu billig gebucht!

Also, ich hab erst mal ein Wohnzimmer mit Doppelsitzercouch und zwei Sesseln, Esstisch mit Stühlen, Kommode mit Kühlschrank, Wasserkocher und Toaster – das gehört ja hier zu jedem Zimmer als Ausstattung. Dann ein Bad! Badewanne mit Whirlpool, großem Marmor-Waschtisch, richtig Platz! Dazu alles mögliche an Bad-Utensilien von der Zahnbürste über Rasierer bis zu allen möglichen Tübchen. Und dann ein abgeschlossenes Schlafzimmer! Whow!

Mit einem Schlag waren meine öfter doch etwas bedrückenden Momente der letzten Tage wie weggeblasen. Diese blöde Kreditkarte hatte mich doch oft beschäftigt und auch vor einige Probleme in der Tagesplanung gestellt. Aber es ist das letzte Hotel auf meiner Reise und ich habe alles hingekriegt.

Erst mal ein Käffchen, Auspacken, ich räumte auch das ganze Auto aus, muss ja doch Donnerstagfrüh alles flugfertig packen.

Dann zog ich los zur Stadt. Zehn Minuten zur Bahnstation laufen und dann kannte ich mich ja aus. Meine Opalkarte hatte auch noch etwas geladen. Jetzt bin ich wieder „zu Hause“.

In der Bahn dann plötzlich mal was Neues. Kontrolle der „Fahrscheine“, also der Opal-cards. Sie prüften offensichtlich, ob Guthaben drauf ist und ob sie gebucht wurden.

Ich war mir nicht sicher, was ich bezahlen muss und obs reicht. Aber sie sagte, dass alles bestens ist. Na prima!

Eigentlich wollte ich nach Bronte rausfahren, um den Coastal Walk nach Coodgee zu gehen. Den hatte ich ja einst nicht mehr geschafft. Kurz vorm Umsteigen entschied ich mich jedoch, bis Circular Quay durchzufahren. City, ich komme!

Diese Brücke, das Opernhaus – es öffnet soooo sehr das Herz! Und es war wieder diese gleiche Gefühlslage wie beim ersten Mal – und auch so wie bei meiner Freundin, als sie einst ankam.

Mein Weg führte mich natürlich erst mal zur Oper. What´s on heute abend? Oder morgen? Heute Tosca! Na das ist doch mal ein Angebot! Ich bekam noch ein Ticket, das sogar reduziert, da ich ja einst die Tour gebucht hatte und glücklicherweise mit meinem Kundenkonto das nachweisen konnte. Für insgesamt 67 Dollar darf ich noch mal in die Opera! Meine Welt ist sowas von in Ordnung!

Und es schließt sich der Kreis. Ich war am zweiten Australienabend zum New Years Eve im Sydney Opera House – und ich bin am vorletzten Australien-Abend wieder in der Opera.

Ich fuhr gleich wieder zurück, damit ich mich umziehen kann. Da ich offensichtlich die Rücktour innerhalb von 60 Minuten seit dem Aus-Checken angetreten hatte, bezahlte ich für die Rücktour echt nichts!

Duschgenuss im schönen Bad, ich konnte noch mal meine Abendrobe nutzen und zog los. Ein langes Kleid mitzunehmen hat sich echt gelohnt! – Im Gegensatz zu so manchem anderen unnützen Gepäck.

Im Zug wieder Kartenkontrolle – ich hatte aber längst wieder Geld aufgebucht.

An der Oper fuhr gerade mal wieder ein großes Kreuzfahrtschiff los. Und ich war wieder am tollsten Platz der Welt! 😉

Ich genoss noch ein Weinchen und ging dann in den Opernsaal, das Sutherland-Theater.

An den Eingängen sind immer Platzeinweiser, die die Karten prüfen und den Platz zeigen. Der Einweiser an meiner Tür verblüffte mich erst mal. Er schaute mich an, öffnete die Hände in meine Richtung: „You look like sooo nice!“ Ich war so perplex, dass ich erst mal einen Moment brauchte, um für dieses Kompliment zu danken. Gut, Silvester waren alle in Robe, auch zur Cavalleria war der größte Teil echt schick angezogen. Aber heute schien es, dass viele Touris von der Straße herkamen. Als Extrem kam ein älteres Ehepaar mit kurzen Hosen und T-Shirt und Turnschuhen. Da fällt Robe dann schon auf.

Es war wieder toll. Was für eine Aufführung! Die Gefühle spielten aber verrückt. Zum einen: wieder diese Wahnsinnsakustik und diese ausgesucht tollen Stimmen. Andererseits eine vieldiskutierte Aufführung. Da versetzen die doch die Tosca, die eigentlich Ende des 19. Jahrhunderts spielt, in die Hitlerzeit und laufen mit Hakenkreuzfahnen und Hitlergruß auf der Bühne auf! Ich bin schockiert – und viele andere Besucher auch. Gleich werden in der unmittelbar folgenden Pause die Phones und Tablets gezückt und Dr. Google befragt. Ich kann es einfach nicht fassen. Es ist so ein Gefühl zwischen Schämen und Schock. Das was bei uns und in Europa verboten ist und der Staatsschutz ermittelt, bringen die hier auf die Bühne! Es gab viele Diskussionen in der Pause. Ich kam mit Russen ins Gespräch – die ebenfalls fassungslos waren.

Ich glaube, dass die Australier einfach zu weit weg gewesen sind. Obwohl sie ja in die Weltkriege mit eingebunden waren und viele Australier gefallen sind und sie überall an jeder Ecke ein Memorial stehen haben. Aber da haben sie einfach kein Gespür dafür.

Irgendwie litt diese wunderbare Musikalität unter diesen bedrückenden Symbolen der Nazizeit. Dennoch, hervorragende Stimmen und tolle Musik.

Ich ließ mir Zeit beim Zurückbummeln zur Bahnstation. Es wird die letzte Nacht hier am Circular Quay sein. Es ist soooo eine schöne Stimmung in der australischen Nacht, es steppt der Bär, dazu ein toller Anblick der Skyline, der Brücke und der Opera – Foto 853 bis 970 wahrscheinlich 😉

Ich war erst nach Mitternacht im Hotel zurück – in Abendkleid und Sandals. Wie eben hier für längere Wege üblich. Barfuß in Pumps geht da gar nicht.

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