Airlie Beach

Mein Ziel für die nächsten beiden Tage war Airlie Beach und die Whitsunday Inseln. Immer wenn irgendjemand von der Ostküste erzählte, war dieses Ziel das meist genannte.

Beim Checken der Hotels blieben mir erst mal Mund und Nase offen stehen. Mann, sind das Preise! Aber einen anderen Standort zu wählen ist Quatsch. Whitsunday-Insel-Touren beginnen sicher früh, da kann ich nicht erst noch wer weiß woher anreisen. Also suchte ich ein bissel und wurde fündig. Im Kipara Tropical Rainforest Retreat – warum man sich nur so einen umständlichen Namen geben muss? – fand ich ein angemessenes Einzelzimmer. Auf jeden Fall sollte freier Parkplatz, Internet und eigenes Bad dabei sein. Ich bin gespannt.

Ich verließ Townsville und hatte so etwa 270 km vor mir.

Heute gabs nicht so viele bedeutsame Sehenswürdigkeiten an der Strecke, es waren eher die kleinen netten Begebenheiten und Gedanken, die auch durchaus erzählenswert sind. Ich „merke“ mir ja vieles über meine Memos im Telefon. Wenn ich die dann abends abhöre finde ichs manchmal echt schade, dass ich nicht die eine oder andere hier mit reinstellen kann.

Ich hatte doch heute ein besonderes Erlebnis. Wie sagt man doch im Englischen? The first time in my life!

Es waren wieder mal andauernd Roadworks angeschrieben – und da arbeitete man auch! Es stand wieder mal ein Schild, kurz danach am Straßenrand ein Auto, zwei Männer, der eine winkte. Ich erkannte nicht, ob er nun das Slow- oder Stop-Schild in der Hand hatte und fuhr (sehr!) langsam ran. Dann sah ich aber, wie er energischer nach links winkte, runter von der Straße und links neben das Auto. Da waren das doch tatsächlich Polizisten und machten eine Verkehrskontrolle! So schnell wie der sprach, verstand ich erst mal kein Wort und ich bat ihn, etwas langsamer zu sprechen, ich versteh ihn nicht. Sofort schaltete er auf oberfreundlich um. Ich war mir gar keiner Schuld bewusst, bin korrekt gefahren, vorsichtig rangefahren. Aber darum gings ihm gar nicht. Alkoholkontrolle! Na dann los! Ob ich das schon mal gemacht habe? Nein, never! Aber ist ja nun nicht kompliziert. Danach bei ihm die freundliche erleichterte Antwort, dass alles ok ist. Ja klar, was denn sonst? Und die kleine Belehrung, dass ich doch bitte das nächste Mal schneller zur Seite ran fahren muss als diesmal, konnte er sich nicht verkneifen. Hmmm, wenn es erkennbar gewesen wäre… Manchmal ist es ganz nett, wenn man sprachlich nicht 100 %ig drauf ist. Auf jeden Fall war er nach der Langsam-Sprechen-Bitte der freundlichste Polizist, den man sich nur vorstellen und wünschen kann. Aber auch erst danach! 😉

Ich fuhr auch wieder durch Sugar Cane Areas. Da stehen gewöhnlich am Anfang der riesigen Plantagen Achtungsschilder. „Sugar Cane Area – Pass auf die langsamen Autos auf!“ Klar, wenn Erntezeit ist, kann ich mir schon vorstellen, dass da viele Traktoren unterwegs sind. Aber es ist auch wieder das Schmalspurbahnnetz neben der Straße und kreuzt sie oft.

Auf einem Abstellgleis standen Unmengen von diesen Stahlgeflecht-Containern, in denen die geschnitten Cane-Stücken zur Sugar Mill, der Zuckerfabrik, transportiert werden.

Das Zuckerrohr ist normalerweise derzeit bei einer Größe von etwa 3 bis 3,5 Metern Höhe. Ab Juni geht ja die Erntezeit los. Bis dahin sind sie bei ca. 4 Metern Höhe. Dennoch gibt es Felder, auf denen die Pflanzen deutlich kleiner sind, Ich vermute, dass man einfach unterschiedliche Pflanz- und damit Wachstums- und Erntezeiten hat. Immerhin zieht sich ja die Ernte über sechs Monate hin.

Gegen 11 war die Temperatur schon auf 33° geklettert. Überraschenderweise hatte ich schon wieder Hunger. Das Marmeladen-Luft-Brötchen hält halt nicht lange an. Ich war verwöhnt, da ich ja in den letzten Tagen immer ein Ei zum Frühstück gegessen hatte. Das hält dann doch länger an. Ich habe aber mein Reisebrötchen und Bananen. Auch hielt ich noch bei McDonalds an und gönnte mir ein McSunday-Eis. Dort fiel mir ein Auto auf, ein ganz normaler Pkw. Der hatte doch tatsächlich vorn einen riesigen „Hundefänger“ dran. Sicher bei den vielen Kängurus hier und den anderen Tieren ganz praktisch. Sieht aber ein bissel verrückt aus.

Mittlerweile sind die Creeks und Flüsse alle sehr trocken. Nach den Erfahrungen noch vor 200 Kilometern etwa ist das etwas überraschend. Es ist nur Schwemmsand in den Flussbetten, manchmal ein kleines Rinnsal. Dennoch wird auch hier immer mal vor Floodways gewarnt. Das kann ich mir hier gar nicht so vorstellen. Aber regelmäßig gibt’s an größeren Abzweigungen große Tafeln, auf denen es Hinweise zu den Straßen gibt. Ich hatte Glück, meine Straßen waren bisher immer „open“.

Hinter dem Ort Ayr war der Inkerman-Lookout angeschrieben. Ich hatte schon von weitem eine Straße an dem vor mir liegenden Berg hochführen gesehen. Die gings dann tatsächlich hoch. Total steil und nur für normale Autos zugelassen, nicht für Caravans oder ähnliches. Die können die Steile wahrscheinlich nicht schaffen. Auch ist es bei den breiten Fahrzeugen nicht möglich, dass zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Es war eine schöne Aussicht in die Ebene auf die Zuckerrohr-Plantagen.

Bei Bowen war plötzlich die Big Mango ausgeschrieben. Da stand doch neben der Straße tatsächlich eine vielleicht 6m oder noch größere künstliche Mango! Das ist hier so ein bissel Mode. Gestern die Banane, heute sah ich aufgeschnittene Kürbisse und Melonen als Werbung für Obsthöfe. Die lassen sich hier echt was einfallen! Irgendwann Richtung Süden kommt auch noch die Big Banana.

Hier habe ich heute neben den vielen Zuckerrohrfeldern auch Mango-Plantagen gesehen. Naja, irgendwoher müssen sie ja auch kommen!

Noch etwas ist mir heute aufgefallen. Da wurde eine Tankstelle angezeigt. Und da gab es als Entfernungsangabe nicht die Anzahl der Kilometer, sondern die Entfernung wurde in Minuten angezeigt. Ok, hier darf man eh nur 100 fahren, da kommt das dann offensichtlich schon ganz gut hin.

Halb vier war ich schon in Airlie Beach. Es ist ein mondäner Strand-Ort mit vielen Yachten im Hafen und in der Bucht. Alles ist sehr hübsch, viel auf Tourismus ausgerichtet und großzügig angelegt.

Mein Hotel liegt ein paar Fahrminuten vom Zentrum entfernt, schön ruhig, ab vom Verkehr. Ich habe ein kleines Zimmerchen mit einem fast so großen Bad daneben. Es ist zwar zehn Dollar günstiger als das vorige Hotel, aber da liegen Welten dazwischen. Aber es ist sauber, ich bin mitten in der Natur – alles gut.

Dazu auch noch was zur Bemerkung des ruhigen Zimmers. Hier ist es selten wirklich ruhig. Die Natur hat so viele Geräusche, das ist eigentlich eher richtig laut. Wenn die Zikaden anfangen, dann flirrt die ganze Luft. Diese Grillen können unglaublich laut sein. Viele Vögel dazu, Frösche. Man gewöhnt sich aber schnell daran.

Zuerst mal bestellte ich mir aus einem riesigen Angebot meinen Tagesausflug morgen zu den Whitsunday Inseln. Um 7 geht’s am Hotel los.

Dann fuhr ich ins Zentrum. Ich wollte wieder mal nach einem Friseur Ausschau halten. Und ich fand einen noch offenen Laden und kam sogar gleich dran! Eine nette Friseurin zauberte jedoch aus mir einen völlig anderen Typen. Hinten total kurz, Oberhaar etwas länger. Sieht frisch aus. Muss mich aber noch dran gewöhnen. Aber Hauptsache nicht mehr so zottelig!

Das Ganze ging auch ziemlich flott. Sie hat sehr ordentlich geschnitten, aber die Haare waren bis zum Ende hin schon trocken. Mit Föhnen haben dies hier wahrscheinlich nicht so. Bei 35° würde ich das wahrscheinlich auch versuchen zu verhindern. Irgendwelches Gel rein, rumgewuschelt, fertig!

Jedenfalls verabschiedete sie mich, dass ich nun ausgehen könnte – ja, so kann ich mir jetzt nen Millionär suchen! Da mussten wir alle im Laden dann doch herzlich lachen

Ich hatte mein Auto vor nem Sushi-Laden geparkt, das nutzte ich gleich fürs Abendessen aus. Das sind immer die preiswertesten Essen und man kann selbst wählen, wie viel man essen möchte. Dann noch schnell frische Brötchen holen und ab ins Hotel.

Ich packte noch für den nächsten Tag und probierte aus, ob man im Wasserkocher auch Eier kochen kann. Es funktionierte hervorragend! 😉

Auf dem Bett liegend schrieb ich noch am PC. Und ging mal etwas früher schlafen. Der Wecker klingelt morgen um 6.

Fotos kommen später.  Das Internet kommt hier noch mit der Dampfmaschine auf der Schmalspurbahn. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert