Im Lurline-Haus hatten wir heute ein sehr schönes Frühstück. Klar, es gab „nur“ Toast. Aber dafür Ei wie gewünscht, viel Obst und Säfte. Und auch Müsli. Und das Besondere war eigentlich, dass der Herr des Hauses mit seinem Sohn und einem weiteren jungen Mann das Frühstück managte. Die drei Männer waren äußerst zuvorkommend, und vor allem die jungen Männer verstanden sich als kleine Entertainer. Sie begrüßten jeden Frühstücksgast sehr persönlich und schwatzten erst mal mit Jedem. Dabei gaben sie uns zum Beispiel ein paar gute Tipps, was wir uns in Canberra unbedingt anschauen sollten. Es war eine sehr schöne Atmosphäre zum Frühstück.
Danach zogen wir gleich los. Wir hatten immerhin reichlich 300 km vor uns und hatten uns auch noch die zeitlich längere Strecke rausgesucht. Sie ist zwar etwas kürzer, dafür aber viel Landstraße und naturmäßig deutlich schöner.
Schon nach wenigen Kilometern machten wir schon unseren ersten Stopp. Es gab nochmal einen schönen Ausblick auf die Blue Mountains. Da mussten wir doch glatt genauer hinsehen. Wir fuhren dann erst mal ein Stück Highway. Und dann plötzlich Baustelle und der Hinweis auf „Gravel Road“. Was ist denn das? Gleich danach wussten wirs. Die Straße war bereits für den Ausbau vorbereitet und war einfach eine feste Schotterpiste. Langsamfahren war angesagt!
Irgendwann kam dann der Hinweis zur Jenolan-Cave. Ich hatte davon bereits gehört und war verblüfft, wie weit sie doch von den Highlights der Blue Mountains weg war. Ein kurzer Blick in die Karte zeigte uns, dass wir zwar einen kleinen Umweg fahren müssen, aber der war kein Problem. Die Entscheidung kam schnell: Ja, wir fahren mal dorthin.
Was uns dann dort erwartete, war erst mal Unfassbar! – Aber der Reihe nach. Erst einmal fuhren wir eine wunderschöne Strecke auf schmalen Straßen bergabwärts. Die Straße war für große Autos gesperrt. Bald wussten wir warum. An vielen Stellen hätten zwei normale Autos Mühe gehabt, aneinander vorbei zu kommen. Plötzlich tauchte die Höhle vor uns auf. Und die Straße führte richtig durch eine riesige Höhle hindurch. Es war für mich total unwirklich. Das habe ich noch nie erlebt. Wie durch einen natürlichen Tunnel ist die Straße einfach durchgebaut. Ich war völlig von Socken.
Dahinter gabs einen Parkplatz und wir wollten mal schauen, was da so los ist.
Die Jenolan Caves sind ein richtiges Höhlensystem und man bietet Touren durch die verschiedenen Höhlen an. Eine Tour durch die Imperial-Höhle buchten wir uns und gingen ein paar Minuten später los. Uns erwartete eine sehr interessante Tour durch diese Höhle mit wunderschönen Gebilden und Jahrmillionen gewachsenen Kristallen.
In der Höhle gab es einen richtigen Fluss. Er ist der Ursprung des Imperial Rivers, der nach Sydney das Trinkwasser liefert. Das Wasser war glasklar, es sind keinerlei Lebewesen darin, jedoch viele Materialien.
In der Höhle sind viele Kristalle gewachsen, die wie Ziegenbärte aussehen, einem Krokodil ähneln, einem Elefanten oder Osterhausen. In einem Bereich ist sogar die chinesische Mauer zu sehen. Dieser Bereich diente übrigens den Designern von Star Wars als Vorlage für den Ort, wo Luke Skywalker aufgewachsen ist. Die Höhle ist ungefähr 2 Millionen Jahre alt und ein Kubikzentimeter Kristall wächst etwa in 100 Tausend Jahre. Übrigens ist diese Höhle bereits im Jahr 1987 elektrifiziert worden.
Nach dem Höhlenbesuch zogen wir weiter. Zunächst fuhren wir eine schmale Straße steil nach oben, die zig Kurven, zum Teil Haarnadelkurven hatte. Glücklicherweise war ich mittlerweile relativ stabil und erfahren mit dem Autofahren, sodass auch diese besondere Strecke kein Problem machte.
Viele Kilometer weiter wieder der Hinweis auf eine Gravel-Road. Wieder das Gleiche, die Straße war nur eine Schotterpiste. Aber wir hatten auch Glück. Ab morgen wäre sie gesperrt gewesen.
Am oberwitzigsten war aber folgendes. Die Straßenarbeiten hatten ein Ende und die Straße war wieder für 100 freigegeben. Jedoch 50 m weiter kam eine Brücke, die mit lauter Holzbohlen belegt war. Wir mussten laut loslachen. Mit 100 über diese Brücke! Nein, wir genossen es, gaaaanz langsam diese kleine Brücke zu überqueren.
Übrigens merkten wir an dieser Stelle, dass draußen die ganze Natur flirrt und zwitschert. Wir hielten gleich danach erst mal an, um diese Geräusche auch ohne Motorgeräusch zu hören. Es war faszinierend, wie laut die Natur hier war. Gefühlte Millionen von Zikaden mussten es sein, die in den Eukalyptusbäumen zwitscherten und tirilierten. In so einer Lautstärke habe ich das noch nie gehört.
Bald wechselte die Natur wieder mal ihr Gesicht. Weite Flächen, Schafe und Kühe waren zu sehen, wenige Bäume und irgendwo in der Weite immer mal ein Gehöft. Ein Vorgeschmack auf das Outback.
Auch Termitenhügel haben wir immer mal entdeckt.
Dann kamen wir in das Örtchen Taralga. Dort soll einiges Historisches zu sehen sein. Wir hielten an und schauten mal im Heimatmuseum vorbei. Ein Haus, einer Kirche ähnlich, ein Ausstellungsraum und drei ganz alte Mütterchen, die das Ganze bewirtschafteten. Draußen war allerdings einiges an Gebäuden zu sehen. Zum Beispiel eine kleine Kate, in der früher die Menschen lebten. Es war schon allerliebst. Aber mit unserem Englisch-Verständnis hätte sich ein richtiger Besuch sicher nicht gelohnt. Aber sonst war im Ort weiter nichts zu sehen, was historischen Charakter hätte.
Danach waren wir auf den nächsten fast 100 km fast allein auf der Strecke. Wir haben uns mal den Spaß gemacht und die Autos gezählt – und kamen gerade mal bis zur 17.
Auf der ganzen Strecke seit den Blue Mountains haben wir erschreckenderweise ganz viele tote Kängurus auf der Straße gesehen. Die sind offensichtlich hier in den Morgen- und Abendstunden das gleiche Problem wie bei uns die Rehe und Wildschweine.
Wir waren nur knapp über 100 km von Canberra entfernt. Erst gegen 5 waren wir dort. Nach dem Einchecken im Hotel fuhren wir erst mal ins Städtele. Eigentlich hatten wir ein Sehenswürdigkeits-nahes Hotel gebucht, aber „nah“ ist in Canberra ein weit dehnbarer Begriff. Auch wenn das Parlamentsgebäude auf der Karte nah aussah, fuhren wir dahin einige Kilometer. Es ist unfassbar, wie großzügig diese Stadt geplant und gebaut ist.
Diese Hauptstadt Australiens ist übrigens erst 1913 gegründet worden und ist eine Planhauptstadt. Sie wurde aufgrund der Rivalität zwischen Sydney und Melbourne als Hauptstadt bestimmt und wurde mit einem Architektenwettbewerb nach Walter Burley Griffin gebaut. 1913 begannen die Bauarbeiten und am 9. Mai 1927 wurde sie zur Hauptstadt Australiens bestimmt.
Das Parliament House wurde 1988 eröffnet. Und ist ein moderner futuristischer Bau auf dem Capital Hill. Von dort aus kann man zum Old Parliament House schauen, dass von 1927 bis 1988 als provisorischer Sitz des australischen Parlaments diente. Und noch viiiel weiter übers Wasser konnte man bis zum Kriegs-Memorial schauen. Das Ganze liegt auf einer Achse, aber in einer Entfernung, die fast drei Kilometer weit ist.
Anschließend fuhren wir zum Mount Ainslie, ein Berg östlich vom City Center, von dem es einen sehr guten Blick auf die Stadt gab. Canberra ist ein schönes Fleckchen Erde. Aber da diese Stadt so neu gebaut ist und auf dem Reißbrett entworfen wurde, hat sie kein wirkliches Flair. Aber der See „Lake Burley Griffin“ mitten in der Stadt ist etwas Besonderes.
Ich war heilfroh, dass wir Sonntagabend in Canberra waren und damit die Straßen ziemlich leer waren. Durch die Großzügigkeit der Stadt ist es unglaublich schwer, sich auf den Straßen zu orientieren. Schon allein eine Einfahrt in einen der meist dreispurigen Kreisel muss vorher wohl überlegt sein. Ist man in der falschen Spur, kommt man oft nicht rum und hat eine „Zwangsausfahrt“ aus dem Kreisel. Und dann noch diese ungewohnte Fahrseite und vor allem die Anordnung von Blinker und Scheibenwischer – beides genau entgegengesetzt von uns. Wie oft ich beim Abbiegen mit den Scheibenwischern „gewedelt“ habe, statt zu blinken, kann ich gar nicht mehr zählen. Das Problem ist eben nur, dass ich damit keine Richtungsänderung anzeige. Nun gut, wie gesagt hatten wir kaum Verkehr und ich konnte die großzügigen, meist dreispurigen Straßen in der City komplett überqueren oder manchmal auch mal einen Sperrstreifen ignorieren, weil ich allein auf der Straße war.
Nachdem wir endlich auch getankt haben, fühlte ich mich wohler und war wieder bereit, weiter zu fahren 😉
Wir fuhren noch mal zum entgegengesetzten Punkt des neuen Parlamentes und schauten uns zum einen das alte Parlamentsgebäude an und fuhren hoch zum War Memorial. Es war eine schöne Stimmung, im Sonnenuntergang dort oben zu stehen und diese Weite der Stadt zu erleben. Nachdem wir so geschätzte dreißig Kilometer durch dieses Zentrum der Macht rumgegurkt sind, kannte ich dann langsam die Raffinessen der Fahrbahnführungen und alles ging entspannter und logischer vonstatten.
Wir hatten dann einfach nur noch Hunger und waren müde. Es ging zurück ins Hotel und wir wollten etwas essen gehen. Der Schock kam jedoch, als wir endlich an die Gaststättenmeile kamen. Eine Pizza für 25 Dollar, die billigste übrigens! Das sind ca. 18 Euro! Wie können sich das hier die Leute nur leisten? Und die Gaststätten sind voll! Es kam aber glücklicherweise noch ein Coles-Einkaufstempel, der sogar am Sonntagabend noch offen hatte. Wir kauften uns lieber einen heiß gebratenen knusprigen Gockel und aßen vor unserem Zimmer im Hotel zu Abend.
Noch ein bissel Blogschreiben, dann gings ab ins Bett.