Nach einem schönen Frühstück mit Vogelgezwitscher und vielen Echos der Pieper tankten wir voll. Man weiß ja nicht, ob man nicht doch mehr braucht als man vermutet. Jeder Reiseführer warnt auch davor, das Tanken ja nicht zu vergessen. Der Diesel kostete in Alice Springs weniger als 1,20 Dollar, hier 1,87 Dollar. Verständlich, es muss ja alles extra hier in die Wildnis gekarrt werden.
Nach mir tankten noch drei Campervan an der einsamen Säule vor dem Motel. Es musste dafür extra alles angeschaltet werden zum Tanken.
Durch unsere Eingebung mit dem Einkaufen in Alice Springs hatten wir glücklicherweise genügend Brot und Käse dabei und konnten uns immer Reiseverpflegung machen. Sonst wären wir echt aufgeschmissen gewesen. Darauf bereitet übrigens kaum ein Reiseführer vor, dass man sich da bevorraten sollte. Allerdings isses nicht ganz unlogisch, dass es in der Wüste nicht überall Supermärkte gibt.
Wir fuhren zunächst den Namajira-Drive weiter. Der Namensgeber Albert Namajira war übrigens einer der ersten berühmten Aborigines-Maler und hat die Landschaften des Outback wunderschön dargestellt.
Unsere Strecke heute zum Kings Canyon Resort sollte über weite Teile Schotterpiste sein. Am Ende waren es allein 140 km Gravel-Road durch roten Sand und Steine. Zunächst aber hieß es Strecke machen. Die ersten 100 km gings auf geteerter Straße voran. Das ist hier übrigens grober Kies, der auf der Straße verarbeitet wird und wie bei uns dann mit Bitumen bzw. eher Beton verfestigt wird. Die Straßen müssen ja Temperaturen von bis zu 50° aushalten. Unsere deutschen Straßen würden da längst wegfließen. Außerdem müssen sie ja auch noch den Überschwemmungen standhalten.
Durch den ersten „Floodway“ gleich hinter unserem Hotel musste ich ja wieder durch. Unser erster Stopp war am Tylers Pass. Dort konnte man über den Goose Bluff schauen. Das war ein riesiger Kratereinschlag vor zig Millionen Jahren. Heute ist nur noch die Senke mit einem Durchmesser von ca. 5 km zu sehen.
Wir trafen dort auch die Camper wieder und fotografierten sie in Gruppe.
Viele Kilometer weiter konnte man dann in diesen Goose Bluff hineinfahren. Die erste Gravel-Road an diesem Tag! Wir waren gerade mal 300 m gefahren, da standen die Camper mitten auf der sTraße. Eine Ölspur hatte uns bereits irritiert, wir wussten aber nicht genau, was es wirklich ist. Einer der Camper hatte einen Getriebeschaden – und das fast 200 km von jeglicher Zivilisation entfernt! Kein Handyempfang, fast keine weiteren Autos, und dann sowas. Ich hatte noch kurz vorher gedacht, dass wir besser vor ihnen fahren sollten, falls mal was passiert. Bei sechs Männern, alle Österreicher, und mit drei Autos mehr wären wir da sicherer.
Zunächst fuhren wir noch ein Stück, aber irgendwie kapitulierten wir dann bei einer sehr schlechten Strecke über Steine und immer mal wieder durch rote Wasserkuhlen. Ich wendete auf der schmalen,
unwirtlichen Straße. Ich wollte es zumindest! Scneller als ich dachte, war ich eingebuddelt und kam weder vor noch zurück. Wie war das noch mal mit Allrad? Der Knopf, den uns der junge Mann am Flughafen gezeigt hatte, brachte keine Wirkung. Also buddelten wir Steine unter die Räder und nach etlichen Versuchen, immer mehr und größeren Steinen bewegte sich das Auto und wir kamen raus. Zwischendurch hatte ich nur noch Galgenhumor und musste fast lachen, dass uns das tatsächlich passiert! Aber ich war dann sehr erleichtert, dass wir rausgekommen sind.
Die Österreicher waren mittlerweile zuversichtlich, dass bald Hilfe kommt. Sie hatten doch tatsächlich Funktelefon dabei! Einer der Fahrer, der sogar betroffen war, schwatzte eine Weile mit uns und ich erzählte von unserer Einbuddel-Story. Ihre Camper waren alles HILUX, also relativ baugleich und er zeigte mir die richtigen Einstellungen. Das konnte ja da hinten beim Einbuddeln nix werden, ich hatte gar kein Allrad eingeschaltet. Es gab mir nun eine große Sicherheit und ich brauchte es schneller wieder als ich dachte.
Ca. zehn Kilometer weiter kam der Abzweig nach Kings Canyon – und eine Straßensperrung wegen Bauarbeiten. Mitten in der Wildnis! Die lang erwartete rote Schotterpiste begann mit einer Baustelle! Und die Straße ist gesperrt! Ich stand vor diesem Abzweig und war völlig fassungslos. Ich war wie ausgeschaltet. Wie weiter? Es gab nur diesen einzigen Weg. Ansonsten einen Riesenbogen über Alice Springs zurück. Nach etlichen Sekunden Sprach- und Denklosigkeit sahen wir, dass es eine Spur links an der Baustelle vorbei gibt. Ich war riesig erleichtert! Ich glaube, der ganze Uluru ist mir in diesem Moment vom Herzen gefallen.
Die Spur war aus purem roten Sand. War ich froh, dass ich Allrad zuschalten konnte! Es waren ca. 200 m in diesem Zustand und ich fuhr gleichmäßig kräftig durch den Sand. Geschafft! Schotter kam und alles griff wieder.
Eigentlich hatte ich ja mit solchen Situationen im Ernstfall gerechnet. Aber dass ich da wirklich durch muss, das verdrängte ich immer.
Nun waren wir also drauf auf dem berühmten Mereenie-Loop. Die Fahrt war total easy. Da geht durch eine grüne und farbenfroh blühende Wüste eine riesige breite rote Straße, aus der locker mal eine vierspurige Autobahn gebaut werden könnte – und es gab keinen Verkehr! Auf den 260 km dieses Tages begegneten uns gerade mal acht (!) Fahrzeuge, überholten uns zwei der Camper und ein weiteres Fahrzeug und wir kamen an einem haltenden Fahrzeug mit Aborigines vorbei. Also alles sehr übersichtlich! Und einsam!
Dafür gabs wunderschöne Natur. Die Landschaft wechselte unglaublich schnell, aber es grünte eben sehr. Plötzlich vor uns Pferde, Wildpferde! Eine ganze Herde, die teilweise auf der Straße stand. Wir hielten an, beobachteten und fotografierten. Die Pferde gingen dann alle auf einer Seite in den Busch. Es waren sehr anmutige und muskulöse Tiere und wir haben noch öfter an diesem Tag Pferde gesehen, auch teilweise mitten auf der Straße.
Immer wieder mussten wir durchs Wasser fahren. An einer dieser Wasserstellen mitten auf der Straße sahen wir sogar Spuren von Füßen, menschlichen Füßen, barfuß! Klar, wir fuhren ja durch Aboriginal-Land. Und die waren meist barfuß unterwegs. Wir brauchten für den Mereenie-Loop sogar eine Durchfahrgenehmigung. Die gibt’s aber unkompliziert und kostet normalerweise auch und wird unterwegs kontrolliert. Aber wir bekamen diesen Permitt kostenfrei. Keine Saison! Okay, Sommerferien sind in Australien zu Ende, Sommer ist nicht Haupt-Touristen-Reisezeit. Das sahen wir spätestens in Glen Helen, als kaum Übernachtungsgäste da waren.
Da es in den letzten Wochen relativ viel geregnet hatte, wars auch nicht so extrem staubig. Eine kleine Wolke zogen wir schon meist hinter uns her und überholte uns durchaus auch mal beim Bremsen, aber es war alles sehr gemäßigt.
Am Nachmittag kamen wir am Kings Canyon Resort an. Wieder mal war diese „Stadt“ nur ein Hotel, aber mit richtiger Tanke, die auch einen „Supermarkt“ angeschlossen hatte und einer Gaststätte mit Bar.
Wie wichtig eine vernünftige Reiseverpflegung ist, hatten wir in den letzten beiden Tagen gemerkt. Es gibt über viele Stunden Fahrzeit nichts! Kein Essen, kein Trinken, keine Tanke, kein Telefon, kein Internet – nur Natur!
Wir waren so froh, uns in Alice Springs mit dem Nötigsten eingedeckt zu haben Selbst Frühstück ist ja nicht im Hotelpreis drin. Wir hätten für 18 Dollar (14 €) ein paar Toastscheiben mit Marmelade kriegen können! Aber hier im „Supermarkt“ gabs wenigstens frische Brötchen.
Wir fuhren am späten Nachmittag noch ein paar Kilometer weiter und wanderten im Kings Canyon über einen wunderschönen Track. Alle anderen Touren im Berg waren bereits gesperrt. Das ist hier oft so, dass ab bestimmten Temperaturen, meist 35° C, schwierige Wander- und Klettersteige geschlossen werden. Und wir waren am Nachmittag wieder bei 40°!
Halb 8 war Sunset. Dafür war extra ein Area eingerichtet, wo man die Berge in ihrem Farbenspiel beim Sonnenuntergang beobachten und bewundern konnte. Sogar einen riesig breiten Regenbogen gab es in den wenigen aufziehenden Wolken.
Danach zogen wir erst noch mal zur Bar, um unsere Flüssigkeitsdefizite aufzufüllen 😉 Dort trafen wir auch die Österreicher wieder. Die beiden im kaputten Camper sind noch immer draußen und warten in der Wildnis auf Hilfe.
Wir nutzten noch die Möglichkeit, unsere Wäsche zu waschen. Trocken wurde sie nachts auf dem Balkon.