Wir verließen Kangaroo Island schon wieder. Hier war eins der wenigen Hotels, bei dem wir Frühstück inclusive hatten. Aber eben auch wieder „nur“ Continental. Mit ungläubigen Blicken haben wir wahrgenommen, wie Hierarchien aus anderen Ländern auch hier funktionieren. Im Motel war eine indische Familie. Großeltern, Eltern, Kinder, insgesamt drei Pärchen und drei Kinder. Die Männer aßen an einem Tisch, die Frauen am nächsten, die Kinder wieder am nächsten Tisch. Und immer große Tische, an denen locker 6-8 Personen hätten sitzen können. Und die Frauen bedienten die Männer von vorn bis hinten. Solche Situationen beklemmen mich immer wieder.
Wir hatten wieder eine schöne Fahrt über die Insel, bis zur Fähre war es noch über eine Stunde. Ich wollte auch gar nicht ans Einparken auf der Fähre denken, der Stress kommt ja eh und auch noch zeitig genug. Wir genossen die Zeit noch in der Sonne und beobachteten das Traumschiff „Europa-Nassau“, das vor Ort festgemacht hatte. Da der Hafen ja sehr klein ist, mussten alle Passagiere mit den Rettungsbooten ausgeschifft werden.
Dann ging das Verladen der Autos los. Ich stand zwar an der ersten Stelle in Reihe 5, aber zunächst wurden die Reihen 1-3 komplett abgearbeitet und dann kam ich langsam dran. Ich fuhr auf die Fähre, musste nicht in irgendeinen Gang, drehte auf der großen Parkfläche und konnte mich locker und ohne Zentimeterarbeit in der Parklinie abstellen. Es war ein Aufatmen und inneres Jubeln. Außerdem standen die Autos relativ weit auseinander, also hab ich auch keine Gefahr für Schrammen gesehen.
Wir haben uns auf de r Insel immer gewundert, wie die das wohl mit dem Benzintransport geregelt ist. Tankschiffe? Tanklaster? Auf jeden Fall war das Benzin 30 Cent teurer als auf dem Festland. Auf der Rückfahrt wurde es uns klar. Neben mir, eine halbe Autobreite entfernt, parkte ein großer Tanklaster mit Hänger ein. Also wird alles Benzin für die Insel mit der Fähre rüber transportiert. Auch andere Trucks fahren mit der Fähre. Zum Beispiel war auf der ankommenden Fähre ein Riesen-Truck voller Schafe. Sie standen in drei Etagen auf zwei Hängern. Und es roch extrem stark!
Die nächste Tankstelle auf dem Festland war dann wieder unsere. Durch die doch vielen Kilometer auf der Insel waren wir ziemlich leer, obwohl ich gut geplant hatte und kurz vor der Insel zwei Tage vorher noch auf dem Festland vollgetankt hatte. Ersparnis: fast 30 Cent pro Liter 😉
Unser Ziel war an diesem Tag Hahndorf. An diesem Ort kommt man in Australien einfach nicht vorbei. Als in der Reisevorbereitung der Ortsname fiel, fragte ich mich, warum dieser Ort so eine Wichtigkeit hat. Es ist sozusagen ein deutscher Ort. Dort werden die leckersten Würste – unter anderem aus Känguru-Fleisch – produziert und australienweit vermarktet, die City hat einen Charme mit deutschem Flair und die Hauptstraße ist voller Touri-Nep und extrem vielen Menschen.
Es war das erste Mal, wo ich echt nach einem Parkplatz suchen musste und wir mehrfach ums Karree gefahren sind. Dann amüsierten wir uns über viele Dinge. Ein echt deutscher Laden mit Kuckucksuhren, Weihnachtsschmuck und vielen Dingen mehr, die die Deutschen angeblich auszeichnen. In der Ladenauslage zwischen all diesem Kram eine große Reihe Matrjoschkas. Wir haben uns fast weggekringelt! Im Laden dann eine kurze Frage auf Englisch – und Antwort auf Deutsch. Ooops! Wir hatten kein Wort miteinander gesprochen! Und sooooo schlecht ist unser Englisch ja nun wirklich nicht! „Warum erkennen Sie uns als Deutsche?“ – „Ach Sie sehen so aus, mit den karierten Hemden. Das sind immer Deutsche.“ Ich war erschrocken, verblüfft und konnte es gar nicht fassen. Als ich sagte, dass ich mir diese Hemden extra nur für Australien gekauft hatte, da es Outdoor-Hemden sind mit UV- und Mückenschutz und ich Deutschland nie damit rumlaufen würde, war sie dann wieder verblüfft. Ok. Sie kam aus München. Und das vor 30 Jahren etwa. Wahrscheinlich liefen damals alle Münchner ausschließlich im karierten Hemd rum. Und für mich verblüffend war dann wieder, dass sie sich unglaublich nach Deutschland sehnt und gern wieder zurückgehen würde. Hmmm, so unterschiedlich isses halt.
Wir beschäftigten dann auf der Post wieder mal die Verkäuferin mit Briefmarken. Die haben hier sooooo schöne Tier- und Pflanzenmarken – leider eben nur nicht in dem Wert, den wir brauchen. Die internationalen Marken haben hier Einheitsformat. Trotzdem haben wir einige als Andenken gekauft.
Langsam hatten wir Hunger. In den Gaststätten war es fast unbezahlbar. Wir sind einfach nicht bereit, für ein Essen 25 bis 30 Euro zu bezahlen. Aber es gibt ja immer mal Angebote. Zum Beispiel eine Fischplatte für runde 18 Euro. Wir hatten uns in den letzten Wochen angewöhnt, immer eine Portion für uns beide zu bestellen. Das reicht dann gewöhnlich immer noch und wir schaffens oft gar nicht. So wars auch diesmal.
Wir verstehen oft nicht, dass es in den Bakerys zwar viel Kuchen und auch Brot – meist aber Toast oder so ähnliches – gibt und kaum Brötchen. Und wenn, dann nur so weiche Paps-Brötchen. Selbst in Hahndorf, wo jeder Bäcker mit deutschem Brot und den Brötchen wirbt, haben wir echt Probleme, mal ein vernünftiges Brötchen zum Frühstück zu bekommen.
Wir verlassen am späten Nachmittag Hahndorf und fahren die ca. 30 Kilometer bis Adelaide. Der Highway geht immer bergab. Ich wusste gar nicht, dass wir so hoch gewesen sind. Unser Motel liegt in einem Stadtteil von Adelaide, in Glenelg. Wir hatten eine Unterkunft nah am Flughafen gebucht und hatten noch den Vorteil, dass das Motel nur ca. 500 m vom Strand entfernt war.
Das nutzten wir aus und gingen noch eine Runde baden. Es war ein herrlicher Strand. Allerdings pikste mich im Wasser plötzlich etwas am Bein. Ich war erschrocken und merkte dann später, dass es eine Feuerqualle gewesen sein muss, die mich irgendwie mit einem Tentakel erwischt haben muss. Glücklicherweise wars nicht so schlimm. Ich spürte es zwar, da es etwas stärker als eine Brennessel brannte, aber es verging relativ schnell wieder. Also keine Gefahr für Leib und Leben!
Danach beobachteten wir noch den Sonnenuntergang. Es war wieder ein wunderschönes Schauspiel.
Abends genossen wir noch unser Weinchen und sortierten Bilder.