Ich hatte ja schon etliche Tage, wo ich immer wieder mit einem leisen „whow!“ begeistert einiges kennen gelernt habe. Ich dachte, das geht kaum noch zu steigern. Aber heute stand ich öfter mal und es entfuhr mir dieses “Whow! Was für eine schöne Stadt!“
Heute Morgen war ich erst mal noch allein. Sharyn war zum Arzt gegangen, sie kränkelt seit gestern. Hoffentlich steck ich mich nicht an und ich komme da durch. Die zum Teil extrem runter gekühlten Räume in der Schule sind für meine Gesundheit nicht gerade förderlich, ich kämpfe auch schon ein bissel. Dennoch, ich genoss auch mal die Ruhe und das Alleinsein. Das ist eben der Nachteil eines Homestays. Man ist nicht wirklich allein. Aber Sharyn ist wirklich eine sehr liebenswerte Frau und wir kommen sehr gut miteinander aus.
Gegen halb 10 ging ich dann aus dem Haus. Ich fuhr in die Stadt, da ich ja mein Ticket noch für die Hopp on-hopp off-Tour hatte.




Einer der besonderen Orte in Sydney: Darling Harbour – Hafen, Einkaufs- und Flaniermeile, viele Bars und Cafes, Vergnügungsviertel.

Das nutzte ich aus und fuhr nochmal fast die ganze Runde. Mein Ziel war heute die Brücke. Dort führt ein Fußgängerweg drüber, den wollte ich gern mal gehen.
Dazu stieg ich im Umfeld der Brücke, in The Rocks, aus und ging erst mal über einen tollen Markt mit ganz viel Handgearbeitetem. Dort gabs alles von Klamotten über Bonbons, Karten, Bilder, Seifen, Schmuck in allen Varianten und am Ende auch Essen.

Das kam mir entgegen, ich war mittlerweile hungrig. Nebenbei schaute ich noch einem Airbrusher zu, wie er die wundervollsten Bilder zauberte. Ich stand dabei unter der Brücke – also musste es ja irgendwo in diesem Umfeld hoch auf die Straße gehen. Ich folgte einfach wieder meinem Gespür – und schon gabs einen Aufgang.

Erst hab ich aber noch mal ordentlich Sonnencreme auf die Arme und vor allem die Nase gepackt. Der Weg ist ja überwiegend in der Sonne.
Mit jedem Stück, was ich weiter gelaufen bin, war der Blick auf die Oper etwas anders und es war einfach ein bewegendes Gefühl, dieses Bauwerk zu sehen.
Dann kam ich zum ersten Pylon und dort war der Lookout angepriesen. Auf diesen Pylon kann man hochsteigen und von oben schauen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zumal ich davon schon gehört hatte und ich das gern gemacht hätte.
Wieder mal 15 Dollar Eintritt – dank meiner Jugendherbergskarte, die weltweit anerkannt ist, bekam ich eine Ermäßigung und musste nur den Studentenpreis von 10 Dollar bezahlen. 200 Stufen höher dann ein faszinierender Blick auf den Hafen und die Brücke und die Opera und die Skyline. Ich genoss diese Aussicht sehr und blieb lange dort oben – und machte unendlich viele Bilder. Dazu dieser stahlblaue Himmel – Postkartenwetter. Sydney, was ist das für eine tolle Stadt!

Blick in den Hafen mit der Opera, dann unten das Foto weiter rechts daneben die Skyline der Innenstadt.

…und weiter nach rechts die Fahrspuren der Brücke mit Blick auf Darling Harbour und die Anzac-Brücke

Ich ging noch über die ganze Brücke – zumindest bis zum Pylon auf der anderen Seite. Die Brücke wird ständig patrouilliert von mehreren Polizisten. Ich fragte einfach einen kess, ob ich den auf der anderen Seite zurücklaufen könne. Nein, leider nicht, dort ist nur der Radweg – aber ich könne auch gern als Skater, Roller- oder Skateboardfahrer dort langfahren, aber ich brauche ein „Hilfsmittel“. Schade, da hab ich natürlich nix davon dabei. Da war sie wieder diese Freundlichkeit und Klarheit der Australier. Was soll man da jammern, wenn man so eine große Auswahl präsentiert bekommt und nix davon nutzten will/kann, dann isses halt so.

sündhaft teure Luxus-Appartments gleich an der Brücke

Fort Denison Island im Hafen von Sydney – einst Wetterstation, Navigationspunkt, Fischerstation, Verteidigungspunkt und vieles mehr – heute eher Restaurant, Standesamt, Konferenzzentrum.
Also lief ich die Strecke wieder zurück und genoss jeden Blick auf die Oper, Circular Quay und die Skyline.

Mich haben ja ein paar Fakten von der Brücke interessiert. Es ist echt schwierig, da was zu kriegen. Aber oben am Ausstieg, da gabs nochmal einige Infos, die ich hier nicht vorenthalten möchte.
Es gab Ende des 19. Jahrhunderts viele Diskussionen, ob die Verbindung von Millers Point und dem Norden der Stadt besser mit einer Brücke gebaut werden sollte oder mit einem Tunnel. Mit dem aufstrebenden Norden transportierten die Fähren täglich 40.000 Menschen. Anfang des 20. Jahrhunderts kam dann irgendwann die klare Entscheidung, dass eine Brücke gebaut werden sollte. Es gab viele Varianten, aber man entschied sich dann letztlich für die Variante mit dem Vorbild der Hell Gate Bridge aus den USA. Eine Stahlbrücke sollte es werden – daher kommt auch der liebevolle Begriff „Eiserne Minna“.
1923 gings dann los. In der schwersten Wirtschaftskrise des Landes hatten 3.000 Männer einen festen Job. Insgesamt sind beim Bau 16 Männer ums Leben gekommen, allerdings sind „nur“ zwei vom Bogen gefallen.
Am 7. August 1930 wurde das letzte Stück vom Bogen oben zusammengebaut und am 19. März 1932 war Opening Day. Also exakt sieben Jahre und 356 Tage Bauzeit.
Insgesamt wurden 52.800 t Stahl verbaut, 17.000 m³ Granit für die Pylone, 95.000 m³ Beton und ca. 6 Millionen Nieten.
Der Bogen spannt sich über 503 m zwischen den beiden Pylonen bis in eine Höhe von 134 m über dem Meeresspiegel. An heißen Tagen kann der Bogen bis zu 180 mm höher sein. Die Brücke ist 49 m breit und hat 8 Fahrspuren – eine davon ist eine Busspur, zwei Bahngleise und je einen Fußgänger- und Radweg. Sie ist insgesamt 1149 m lang und kostete über 10 Millionen Pfund. Derzeit passieren täglich ca. 150.000 Fahrzeuge die Brücke.
Fürs Anstreichen mussten 485.000 m² gestrichen werden, wofür man 30.000 Liter Farbe brauchte. Die Legende sagt, dass Paul Hogan – Crocodile Dundee – einst in jungen Jahren Anstreicher auf der Brücke war.
Die Pylonen sind 89 m hoch und stabilisieren die Brücke.
Am 1. Oktober 1998 hat das Überklettern der Brücke gestartet und bereits im April 2003 ist der Millionste Besucher geklettert.

Mittlerweile war es um 3 und ich hatte mein Ticket ja nur bis 5. Also los in Richtung Bondi-Beach auf den zweiten Teil der Tour. Kurz vor fünf kam ich dort an – es waren gefühlt Hunderttausende am Strand – wieder mal dieses Whow!

Die nächsten Bilder zeigen Bondi so gegen 6/halb 7. Also schon deutlich geleert.

Ich ließ es mir nicht nehmen, an Bondi mal ins Wasser zu hopsen. Es waren herrliche Wellen! Nach einem leckeren Eis mit Karamell und Pistazien machte ich mich auf den Coastal Walk.

Auch hier am Bondi-Beach gibt es einen Pool.

Ein wunderschöner Weg immer an der Küste entlang mit immer atemberaubenderen Aussichten als im Moment vorher. Es war ein toller Abschluss am Abend und ich genoss den Weg sehr.


Unten: der Blick auf den Tamarama-Beach und die zweite Bucht ist schon Bronte-Beach.



Tamarama-Beach

…und Bronte – ich bin sozusagen „zu Hause“.

Duschen, Abendessen, noch etwas Schreiben, der Abend war schnell um und morgen geht’s schon halb 6 raus. Ich hab ja die Blue Mountains gebucht.